Paul Birckenholtz (1561-1634) Deckelpokal mit der Büste von König Gustav Adolf von Schweden, um 1633/34
Über dem mit vergoldeten Trophäen gezierten Fuß erhebt sich der stehende schwedische Löwe mit Schild und Schwert. Auf seinem Haupt ruht die gerundete, außen mit vier vergoldeten Reliefs gezierte Kuppa (Kelch). Der aufgewölbte Deckel trägt außen einen gotisierenden Kreuzblumenkranz und im Zentrum auf einem Sockel die geharnischte Büste des Schwedenkönigs Gustav II. Adolf (1594–1632). Die Reliefs auf der Kelchwandung zeigen paarweise die Verkörperungen von acht Tugenden: Glaube und Gerechtigkeit, Hoffnung und Mäßigkeit, Klugheit und Tapferkeit sowie Liebe und Geduld. Es sind die drei geistlichen (Glaube – Hoffnung – Liebe) und die vier weltlichen (politischen) Kardinaltugenden sowie die Geduld. Eine Inschrift im Innendeckel besagt, Gustav Adolf sei von Mitternacht (Norden) gekommen, um für Gottes Ehre, für die Religion und Deutschlands Freiheit zu streiten, mit großem Glück und Tapferkeit, „AVCH DROB MIT RITTERLICHEM MVTH VERGOSSEN SEIN KONIGLICHES BLVT DOCH IN SEIM TODT DES FEINDES MACHT MIT HERRLICHEM SIEG ZUNICHT GEBRACHT, ZU UNSTERBLICHEM RUHMB UND EHR SEIN SEEL BEWAHR DER HOCHSTE HERR“ 1630, nachdem die deutschen Protestanten dem katholischen Kaiser unterlegen waren, hatte Gustav Adolf in den Krieg eingegriffen, 1631 die Kaiserlichen geschlagen und Süddeutschland erobert. Im November 1632 schlug das schwedische Heer erneut das kaiserliche, doch wurde Gustav Adolf erschossen. Der Pokal des Frankfurter Goldschmieds Paul Birkenholtz (1561–1634) ist heute in fünf Ausführungen bekannt (in Braunschweig, Kassel, Münster sowie zwei in London). Diese Prunkgefäße, wie sie hohe Offiziere benutzten, bezeugen die Verehrung, die Gustav Adolf als Märtyrer der evangelischen Sache genoss. Die ältere Familien-Überlieferung, der Pokal sei „auf dem Schlachtfeld von Lützen gefunden“, kann nicht zutreffen, da er erst nach der Schlacht entstanden sein kann.
Gerd Dethlefs
Borggrefe, Heiner / Lüpkes, Vera / Ottomeyer, Hans (Hg.): Moritz der Gelehrte. Ein Renaissancefürst in Europa [Ausst.Kat. Weserrenaissancemuseum Schloss Brake, Lemgo 1997], Eurasburg 1997, S. 122-123 Nr. 154.
o. A.: Offizieller Katalog der dritten Deutschen Kunstgewerbe-Ausstellung Dresden 1906. Das alte Kunsthandwerk. Verzeichnis von den ausgestellten Gegenständen, Dresden 1906, S. 13 Nr. 70.
Erworben 1951 aus Hamburg von einer sächsischen Offiziersfamilie
Maße
Höhe 34 cm Durchmesser 9.5 cm
Material
Silber Inventarnummer
V-23 LM Standort
Raum 1.21