Münster (Westfalen) Edelherr Widukind von Rheda (+ 1190) als Stifter der Zisterzienserabtei Marienfeld, 1650
Mit drei ebenfalls auf 1650 datierten, 1951 aus münsterischem Privatbesitz erworbenen Bildnissen des münsterischen Bischofs Hermann (reg. 1174–1203), des Edelherrn und späteren Bischofs von Semgallen Bernhard zur Lippe (+ 1224) sowie des Grafen Widukind von Schwalenberg (+ 1189) gehört dieses Gemälde zu einem Zyklus der Stifter des Zisterzienserklosters Marienfeld. Das Wappen des Auftraggebers, des Marienfelder Abtes Jodocus Caessem (amt. 1646–1661) ist in der unteren linken Ecke neben der Datierung aufgemalt. Dieses Gemälde kopiert wohl ein Adelsporträt aus dem späten 15. Jahrhundert, möglicherweise ein damals entstandenes Stifterbild. Vor damaszierten Grund erscheint der Edelherr mit Barett und Mantel, ein Rosenkranz verweist auf seine Frömmigkeit. Rechts oben ist sein Name in Trompe l’Oeuil-Manier auf einem Zettel angebracht. Auf dem Rahmen steht ein Distichon „Hoc Rehdae Dominus Widekindus struxit honori / Diva Monasterium Virgo Maria tuo“ = Dies Kloster erbaute Herr Widukind von Rheda zu Deinen Ehren, Göttliche Jungfrau Maria. Widukind von Rheda und seine adligen Mitstifter zur Lippe und Schwalenberg hatten als Anhänger Heinrichs des Löwen gegen Kaiser Friedrich Barbarossa gekämpft; zur Sühne stifteten sie 1185 unter Vermittlung des münsterischen Bischofs Hermann das Kloster, später eines der wichtigsten und reichsten Klöster Westfalens. Dort sollte für ihr Seelenheil und die Minderung ihrer Sündenstrafen gebetet werden. Widukind von Rheda und sein Vetter Widukind von Schwalenberg starben um 1189/1191 auf dem Kreuzzug. Die Erinnerung an die Stifter erfuhr nach dem Westfälischen Friedensschluss (1648) vielerorts eine starke Belebung: das Faktum einer rechtmäßigen Stiftung war ein Argument gegen Säkularisationen geworden – die dann auch erst 1803 eintrat. Eine Wiederholung des Bildes von 1717, zur Ganzfigur erweitert (185 x 130 cm), hängt im Pfarrsaal zu Marienfeld.
Gerd Dethlefs
Dethlefs, Gerd: Zur weltlichen Ausstattung der Klöster zwischen Reformation und Säkularisation. In: Westfälisches Klosterbuch. Lexikon der vor 1815 errichteten Stifte und Klöster von ihrer Gründung bis zur Aufhebung, hg. v. Karl Hengst. Bd. 3, Münster 2003, S. 813-840. Leidinger, Paul: Die Zisterzienserabtei Marienfeld (1185–1803). Ihre Gründung, Entwicklung und geistig-religiöse Bedeutung. In: Westfälische Zeitschrift 148, 1998, S. 9-78. Leidinger, Paul: Die Gründung der Zisterzienser-Abtei Marienfeld 1185 und ihre Stifter. Zur politischen Situation der Jahre 1177–1186 in Westfalen, in: Westfälische Zeitschrift 135, 1985, S. 181-238.
- bis 1803 Kloster Marienfeld
- [...]
- o. J.–1941 Familie Cloer, Münster
- 1941 erworben
Maße
Höhe 78.5 cm Breite 61.5 cm
Material
Öl, Leinwand Inventarnummer
765 LM Standort
Raum 1.08 Kunstwerk des Monats
KdM_01_2003.pdf