Umkreis Meister des Fröndenberger Marienretabels Blankenberch-Retabel (so genanntes) mit Marientod (nach Conrad von Soest), um 1430/1440
Aus der Kirche des Augustiner-Chorfrauenstifts St. Walburgis in Soest haben sich, als frühe Erwerbungen des Westfälischen Kunstvereins, zahlreiche herausragende Tafelbilder und Altaraufsätze des 15. Jahrhunderts erhalten (vgl. u. a. Inventar-Nummer 1 WKV, 2 WKV, 3 WKV, 4 WKV). In enger Anlehnung an das Marienretabel des berühmtesten westfälischen Malers, Conrad von Soest, in der Dortmunder Marienkirche, schuf ein unbekannter Maler dieses prächtige dreiteilige Retabel.
Auf der Mitteltafel, welche die Versammlung der Apostel am Sterbebett der Muttergottes zeigt, kniet unten links der Auftraggeber. Es handelt sich um den Vorsteher der Stifts-Gemeinschaft, Johannes von Blankenberch. In den Quellen wird er zuletzt 1443 erwähnt, woraus sich die Entstehung der Malereien um 1430/40 ableitet. Mit seinem Spruchband wendet sich der kniende Stifter direkt an Maria: „Mutter Gottes, erbarme Dich meiner“.
Auf der linken Tafel ist die Verkündigung an Maria dargestellt, rechts die Anbetung der Heiligen Drei Könige. Die Inschriften, allesamt Psalmentexte, verbinden das Altarbild mit der Liturgie und den Gebeten vor dem Altar. Wie Conrad von Soest widmete sein Nachahmer den gemalten Gewändern und Stoffen besonders viel Aufmerksamkeit. In den blühenden Hansestädten Dortmund, wo Conrad arbeitete, aber auch in Soest, wo man die Werkstatt unseres Malers vermuten darf, kannte man italienische Seidenstoffe aus eigener Anschauung.Demselben Künstler wird eine sogenannte Vera Icon in der Berliner Gemäldegalerie zugeschrieben (Kemperdick 2010).
Pieper, Paul: Die deutschen, niederländischen und italienischen Tafelbilder bis um 1530 [Bestandskat. Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte], Münster 21990, S. 56–69.
Luckhardt, Jochen: Spätgotische Tafelbilder für Soest. Anmerkungen zu ihren Bildprogrammen, in: Heimann, Heinz-Dieter (Hg.): Soest. Geschichte der Stadt, Bd. 2, S. 623–682.
Corley, Brigitte: Conrad von Soest: Maler unter fürstlichen Kaufherren, Berlin 2000.
Sandner, Ingo: Unter Farbschichten verborgen. Die Gemälde des Conrad von Soest und seiner Werkstatt unter infraroter Strahlung, in: Marx, Petra (Hg.): Neue Forschungen zur Alten Kunst (Westfalen. Hefte für Geschichte, Kunst und Volkskunde, Bd. 85/86), Münster 2007/08, S. 221–242.
Kemperdick, Stephan: Deutsche und böhmische Gemälde 1230–1430 [Kritischer Bestandskat. Staatliche Museen zu Berlin, Gemäldegalerie Berlin], Petersberg 2010, Kat.-Nr. 1217, S. 174.