Westfalen Kruzifixus (Astkreuz), Mitte 14. Jh.
Christus ist nicht an zwei Kreuzesbalken, sondern an die gegabelten Äste eines Baums genagelt. Damit wird auf den „Baum des Lebens“ angespielt, der durch den Op-fertod Christi wieder Blüten und Blätter treibt. Der ausgemergelte Körper des Erlösers mit dem vortretenden Brustkorb und den sich abzeichnenden Rippen erinnert an so genannte Pestkreuze. Die Entstehung von Kruzifixen, die das Martyrium Christi besonders drastisch darstellen, wird mit dem Ausbruch der Pest im Jahr 1347 in Verbindung gebracht. Die in ungekanntem Maße von Seuche, Hunger und Tod bedrohten Menschen erflehten Hilfe beim leidenden Christus. Die Seitenwunde der Skulptur ist so weit ausgehöhlt, dass man an ein Reliquiendepot denken könnte. Die Reliquien sollten die Wirkmacht des Werkes noch verstärken.
Petra Marx
Leihgabe des Bistums Münster