Mit Kirchners Übersiedlung von Berlin in die Schweizer Alpen im Jahr 1918 beginnt eine neue künstlerische Episode. Durch die Zeit des Ersten Weltkrieges psychisch und physisch stark angeschlagen, entstand in Abgeschiedenheit und in unmittelbarer Nähe zur Natur eine ganz eigene Werkgruppe in Kirchners Oeuvre. Statt des pulsierenden Großstadtlebens, wurde das ursprüngliche Leben der Menschen inmitten der imposanten Alpenlandschaft zum Hauptmotiv des Künstlers. Kennzeichnend für diese Werkgruppe ist die intensive, ausdrucksstarke Farbigkeit der teils monumentalen Werke, bei denen die Farbgebung jedoch nicht der ursprünglichen Erscheinung entspricht: So ist etwa der „Alpweg“ in leuchtenden Orange- und Rottönen dargestellt, der Himmel rosa und die Berge rot und blau koloriert. Durch die flächige Auftragung der expressiven Farben, wird der Bildaufbau aus klar definierten Farb- und Formelementen gestaltet. Dass dem Werk jedoch ein genaues Naturstudium vorausging, zeigt die Wiedergabe der Lichtverhältnisse.

Kirchner zeigt in seinem Gemälde „Alpweg nach dem Gewitter“ zwei sich zugewandte unterhaltende Männer in Rückansicht, die gerade einen schmalen Bergweg emporsteigen. Der Künstler bringt so seine Faszination von dem in seinen Augen unverfälschten Leben der Bergleute zum Ausdruck. Bis zu seinem Tod im Jahr 1938 widmete er sich diesem Motiv in unterschiedlichen Techniken.