Johannesschüssel (wohl aus St. Lambertus Ascheberg), 2. Hälfte 16. Jh.
Das Motiv der sogenannten Johannesschüssel geht auf die Salome-Legende und ihre biblische Erzählung zurück: Auf Wunsch von Salome, der Tochter der Herodias, befahl König Herodes, Johannes den Täufer zu enthaupten und seinen Kopf auf einer Schale Salome zu bringen. (Mk. 6,16–29) Diese dramatische Darstellung des Kopfes auf einer Schale gehörte zu den beliebtesten Themen im Mittelalter, da sie in dieser Zeit als Andachtsbild diente. Die Verehrung des Johannes wurde auch als Heilung gegen Kopf- und Halskrankheiten angesehen.
Die vorliegende Johannesschüssel ist dreiteilig aufgebaut: ein in die Spitze gestelltes Quadrat, die Schale und der Kopf. Die Vorderseite des Quadrats ist blau bemalt und durch einen schwarzen Holzrahmen umrandet. In den Ecken des Quadrats befinden sich zehn kleine sechszackige Sterne und in der ober Spitzecke, die leicht abgebrochen ist, ist ein kleineres Loch zur Aufhängung zu erkennen. Nach den Sinter- und Putzspuren auf der Rückseite zu urteilen, war das Relief ursprünglich nicht für eine Aufhängung geschaffen, sondern wurde in die Wand oder an einem Ofen eingeputzt.
Auf dem Tellerrand ist zudem eine lateinische Umschrift eingeritzt: „Non surrexit inter natos mulierum maior Johanne Baptista“ [„Unter allen, die von einer Frau geboren sind, ist keiner aufgetreten, der größer ist als Johannes der Täufer“] (Ausst.-Kat. Vredis 2001 / Mat. 11,11). In der ockerfarbenen Schale liegt das bärtige Haupt des Täufers, mit langen schwarzen Locken, geschlossenen Augen und leicht geöffnetem Mund. Seine Gesichtsausdruckt ist von Leiden und Schmerzen geprägt.
Albert Wormstall: Judocus Vredis und das Kartäuserkloster zu Wedderen bei Dülmen in Westfalen, Münster 1896, S. 18, Nr. 3.
Judocus Vredis.Kunst aus der Stille, eine Klosterwerkstatt der Dürerzeit [Ausst.-Kat. Westfälischen Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Münster 2001], Borken 2001, S. 565–567, K 51.