Joseph Beuys Filzanzug, 1970
Es sind immer wieder zwei Materialien, die insbesondere in der breiteren Öffentlichkeit mit Joseph Beuys assoziiert werden: Filz und Fett. Die beiden Materialien sind unmittelbar mit seiner legendenhaften Erzählung verknüpft, wonach er während des Zweiten Weltkriegs auf der russischen Insel Krim mit seinem Jagdflugzeug abgestürzt, gerettet und bis zu seiner Genesung in Filz und Fett gehüllt worden sei. Ausgehend von dieser Erzählung wurden diese Materialien essentielle Elemente seines Kunstschaffens. Der„Filzanzug“ verkörpert den Wärmecharakter des Filzes, seine Funktion als Speicher von Energie . Den Anzug gab Beuys 1970 zusammen mit dem Galeristen René Block als Multiple in einer Auflage von 100 Exemplaren heraus. In Beuys‘ Ideenwelt ist Wärme nicht nur physisch, sondern ebenso Ausgangspunkt für die Kreativität und die schöpferische Tätigkeit des Menschen. Diese wiederum sind für ihn die unmittelbaren Voraussetzungen für das Entstehen geistiger und gesellschaftlicher Entwicklungsprozesse.
Beuys selbst trug den knopflosen und weit geschnittenen Anzug lediglich ein einziges Mal während der Performance „The Dead Mouse/Isolation Unit“ [Die tote Maus/Isolationseinheit], die er im November 1970 im Keller der Düsseldorfer Kunstakademie zusammen mit Terry Fox durchführte. In diesem Zusammenhang diente der Anzug Beuys mehr als Umhüllung denn als akkurat getragenes Kleidungsstück. Beuys maß der Isolation in Bezug auf das Individuum eine doppelte Bedeutung zu, nämlich einerseits die Möglichkeit einer Abschirmung bzw. eines Rückzugs in den Anzug, der so die Funktion eines gegen die Welt isolierenden Gehäuses übernimmt. Andererseits fungierte er auch als Metapher für die Vereinsamung des Menschen in der Gegenwart vor dem Hintergrund einer zunehmenden gesamtgesellschaftlichen Individualisierung.
Beuys selbst trug den knopflosen und weit geschnittenen Anzug lediglich ein einziges Mal während der Performance „The Dead Mouse/Isolation Unit“ [Die tote Maus/Isolationseinheit], die er im November 1970 im Keller der Düsseldorfer Kunstakademie zusammen mit Terry Fox durchführte. In diesem Zusammenhang diente der Anzug Beuys mehr als Umhüllung denn als akkurat getragenes Kleidungsstück. Beuys maß der Isolation in Bezug auf das Individuum eine doppelte Bedeutung zu, nämlich einerseits die Möglichkeit einer Abschirmung bzw. eines Rückzugs in den Anzug, der so die Funktion eines gegen die Welt isolierenden Gehäuses übernimmt. Andererseits fungierte er auch als Metapher für die Vereinsamung des Menschen in der Gegenwart vor dem Hintergrund einer zunehmenden gesamtgesellschaftlichen Individualisierung.
Phillip Ost
Jörg Schellmann (Hrsg.): Joseph Beuys. Die Multiples - Werkverzeichnis der Auflagenobjekte und Druckgraphik, München 1997.
Uwe M. Schneede: Joseph Beuys. Die Aktionen, Stuttgart 1994.
© VG Bild-Kunst, Bonn 2024
Schenkung Ingrid und Manfred Rotert
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