Capri-Batterie, 1985
Im Spätwerk von Joseph Beuys gewinnen Themenbereiche wie Politik und Ökologie zunehmend an Bedeutung: Als Mitbegründer der Partei „Die Grünen“ schaltete er sich zunehmend in den politischen Diskurs der Bundesrepublik Deutschland ein und thematisierte auch künstlerisch vermehrt politisch-ökologische Zusammenhänge. Mit der „Capri-Batterie“ schuf Beuys ein gleichermaßen humorvolles wie ernsthaftes Objekt, das zwei fundamentale Aspekte der damaligen grünen Politik berührte: Einerseits, dass alle Energie in der Natur fußt. Andererseits aber auch, dass die natürlichen Ressourcen begrenzt sind. Diese Befunde übertrug Beuys in das einprägsame Bild einer gelben Glühlampe, der eine Zitrone als Energiequelle dient. Namensgebend war ein Aufenthalt auf der Insel Capri, wo sich der gesundheitlich zunehmend angeschlagene Beuys 1985, nur ein Jahr vor seinem Tod, erholte und die dort allgegenwärtige Zitrone in sein skulpturales Werk einband. Wenig später entwarf der Künstler in Zusammenarbeit mit seinem italienischen Galeristen Lucio Amelio das gleichnamige Multiple, das in einer kleinen Holzbox mit aufgedruckter Gebrauchsanweisung geliefert wurde: „Nach 1000 Stunden Batterie wechseln“. Der Batteriebegriff, der in Beuys‘ Werk bis dahin zumeist in Form von Filz- und Kupferstapeln auftrat und der Speicherung bzw. Übertragung von geistiger Energie diente, bekommt in der „Capri-Batterie“ eine neue Konnotation: Wo die Batterie zuvor vor allem der Kreativität und Veränderung diente, ist sie nun auch Teil eines Sinnbilds für die notwendige Balance von Natur und Technik, welche die nahezu gleich großen Elemente Zitrone und Glühlampe symbolisieren. Der Stecker der Batterie steckt im organischen Material der Zitrone und verdeutlicht so das Abhängigkeitsverhältnis von Natur und Technik.
Phillip Ost
Philip Ursprung: Joseph Beuys – Kunst Kapital Revolution, München 2021.
Jörg Schellmann (Hrsg.): Joseph Beuys. Die Multiples - Werkverzeichnis der Auflagenobjekte und Druckgraphik, München 1997.
Jörg Schellmann (Hrsg.): Joseph Beuys. Die Multiples - Werkverzeichnis der Auflagenobjekte und Druckgraphik, München 1997.
Schenkung Ingrid und Manfred Rotert