Umkreis Meister des Göttinger Barfüsser-Retabels Himmlische Erhebung der Maria Magdalena, Tafel vom rechten Innenflügel des Hochaltarretabels aus dem Magdalenenkloster in Hildesheim, um 1420/1425
Die Tafel wurde 1949/50 aus dem Kunsthandel für die Mittelalter-Sammlung des Museums erworben; zugehörige Fragmente, die ebenfalls u. a. Motive aus dem Leben der heiligen Maria Magdalena zeigen, gelangten zur selben Zeit in eine Privatsammlung im Sauerland. 1961 fand man heraus, dass zu diesem Ensemble, einem offenbar zersägten Altaraufsatz, noch ein Gemälde in Stuttgart und eine zweigeteilte Tafel in Hamburg gehörten. Damit ließen sich die Seitenflügel eines spätgotischen Retabels rekonstruieren, das aus einer hochrangigen niedersächsischen Malerwerkstatt stammt und sich aufgrund der dargestellten Heiligen an den Außenseiten in einem Hildesheimer Magdalenenkloster verorten ließ.
Hier lebten im Mittelalter die sogenannten Weißfrauen oder Reuerinnen, ein im 13. Jahrhundert gegründeter Bußorden für Mädchen und Frauen. Ihre Schutzheilige war die aus dem Neuen Testament und aus verschiedenen Legenden bekannte Ehebrecherin und Sünderin Maria von Magdala. Im Spätmittelalter erfreute sich die auf unserer Tafel wiedergegebene Erhebung der jungen Frau durch eine himmlische Engelsschar besonderer Beliebtheit. Maria Magdalena gilt nach der Gottesmutter Maria aufgrund ihrer besonderen Nähe zu Jesus als wichtigste weibliche Heilige. Unter den Tafeln des Hildesheimer Magdalenenretabels ragt die Erhebungsszene durch die besondere Kostbarkeit der Farben, ihre geschlossene Komposition und die betonte Heiterkeit der entschwebenden Heiligen hervor.
Marx, Petra: Das Magdalenenretabel aus dem Hildesheimer Reuerinnenkloster. Überlegungen zu seiner Herkunft anhand von Bildprogramm, Entstehungskontext und Sammlungsgeschichte, in: Aman, Cornelia u. a. (Hg.): Das Göttinger Barfüßerretabel von 1424 (Niederdeutsche Beiträge zur Kunstgeschichte NF, Bd. 1) Petersberg 2015, S. 211–235.
Marx, Petra: Das Magdalenenretabel aus dem Hildesheimer Reuerinnenkloster, in: Höhl, Claudia u. a. (Hg.): Zeitenwende 1400. Hildesheim als europäische Metropole [Ausst.-Kat. Dommuseum Hildesheim 2019/20], Regensburg 2019, Kat.-Nr. 66, S. 179 –185.
- um 1420/25–spät. 1810 Augustinerkloster St. Maria Magdalena, Hildesheim
- o. J.–1842 Graf Werner von Haxthause, Köln/Bad Neuhaus
- 1826–1835 als Leihgabe im Wallrafianum, Köln
- 1888–um 1949 Sammlung Guttenberg, Franken
- um 1949 August Mayer-Stoeber, München
- 1949 Kunsthandel Julius Böhler, München, in Kommission
- 1949 erworben