Johann Heinrich Tischbein, der Ältere Bildnis von Carl Emil Ulrich Baron von Donop (1732-1777), 1765
Ein eleganter Herr steht lässig an einen Felsen gelehnt, eine Steinschlossflinte im Arm haltend in grünem Jagdrock über der goldbetressten Jacke. Spitzenhemd und ein fein geknotetes Halstuch, Perücke, Handschuhe, Reitstiefel und Degen weisen ihn als adeligen Herrn aus; ein Orden an blauem Halsband zeigt sich hinter dem Kragenrevers. Die Jagd ist beendet; der Jäger deutet auf den erlegten Hasen, links liegen ein Rebhuhn und eine Schnepfe. Sein Münsterländer Wachtelhund blickt ergeben zu ihm auf. Ein graviertes Messing-Halsschild benennt ihn und seinen Herrn: »IE M’APPELLES VOUDRAQ / ET J’APARTIN A MS. LE BAR: C: / E: U: DE DONOP SEIG: DE SCHÖT« (Ich heiße Voudrac und gehöre Herrn Baron C. E. U. von Donop, Herrn zu Schötmar). Ein Reitknecht führt ein Pferd heran, das eine mit dem Monogramm »CvD« bestickte Satteldecke trägt. Im Hintergrund glänzen in der Sonne Dorf und Schloss Schötmar. Aus diesem Schloss bei Bad Salzuflen (Kreis Lippe) stammt auch das Bild. Carl von Donop war zwar Neffe des Erbauers, aber nicht Alleinerbe; er kaufte es 1767 für 30 000 Taler von seinem Onkel, einen hessischen Generalleutnant, der damit dem Konkurs entging. Donop indes war als hessischer Oberst allein deshalb derart zahlungskräftig, weil er 1763 die zwar unstandesgemäße, aber dafür sehr reiche 55-jährige kinderlose Beamtenwitwe Marie Salomé Firnhaber geb. Falck (1708–1797) aus Frankfurt geheiratet hatte. Ihr Vermögen soll sich auf 200 000 Taler belaufen haben. So konnte Donop es sich auch leisten, sich von dem Kasseler Hofmaler, der auf dem Lederriemen der Jagdtasche seine Signatur »J. Tischbein Pinx: 1765« hinterlassen hat, ganzfigurig porträtieren lassen. Das Gemälde zierte in einem geschweiften Rokokorahmen die Schlossbibliothek; es ist oben und unten umgeschlagen und dabei von 209 auf 180 cm verkürzt. In Schötmar residierte die Frau Baronin, während ihr jüngerer Ehemann in Kassel mit seiner Geliebten und deren vier Kindern lebte. 1769 erhielt er den gerade erst gestifteten Hessischen Militär-Verdienst-Orden – er ist nachträglich ins Bild eingefügt worden. 1776 vermietete der Landgraf sein Regiment an den englischen König für den Kolonialkrieg in Amerika, wo der Oberst 1777 beim Sturm auf Fort Redbank am Delaware eine tödliche Verwundung erlitt. Seine Witwe starb verarmt 20 Jahre später.
Gerd Dethlefs
Wallbaum, Kurt: Rittergut und Schloß Schötmar 1664–1985, Detmold 1988, S. 40–51.
Erworben mit Unterstützung des Ernst von Siemens-Kunstfonds, München
- wohl bis 1949 Schloss Schötmar, Bad Salzuflen
- […]
- 14.06.1978 Auktion Neumeister, München
- 1994 Thomas Kessler, Zürich
- 1994 Dr. Habeck Kunsthandel GmbH, Westensee
- 1994 erworben mit Unterstützung des Ernst von Siemens-Kunstfonds, München
Maße
Höhe 180 cm Breite 108 cm
Material
Öl, Leinwand Inventarnummer
2035 LM Standort
Raum 1.23 Kunstwerk des Monats
KdM_11_1994.pdf