Johann Heinrich Tischbein, der Ältere Ganzfigurbildnis Fürstbischof Maximilian Friedrich von Königsegg-Rothenfels (1707–1784) als Bauherr des Schlosses, 14. Oktober 1778
Der Kölner Kurfürst Max Friedrich, seit 1762 auch Fürstbischof von Münster, steht ganzfigurig im erzbischöflichen Ornat neben einem Tisch mit seinen Insignien, Kurhut und Pallium; durch ein Fenster links ist das neu gebaute münsterische Residenzschloss zu sehen. Rückseitig trägt die Doublierung die übertragene Signatur, „... gemahlt den 14ten 8br. 1778 von J. H. Tischbein“. Der 14. Oktober 1778 war übrigens der Geburtstag des Künstlers – tatsächlich war der Kurfürst an diesem Tage in Münster; ausweislich des Münsterischen Intelligenzblattes hielt er sich von Mitte September bis Mitte November 1778 in Münster auf. Am 12. Oktober war sein Namenstag gewesen, zu dem ein Feuerwerk abgebrannt wurde, am 13. ein öffentlicher Ball im 1775 neu eröffneten Komödienhaus. Am folgenden Tag entstand dies Bild. Der Kurfürst weilte in Münster, um Entscheidungen über die Innenausstattung des Schlosses zu treffen – noch im September rief er Johann Heinrich Tischbein aus Kassel nach Münster und beauftragte ihn, für die geplante Galerie der Fürstbischöfe im sog. „Fürstensaal“ sein Bildnis zu malen. Tischbein lieferte das lebensgroße Bildnis (von 264 x 155 cm) im Frühjahr 1779 für das enorme Honorar von 290 Talern; es verbrannte am 26. März 1945 im Schloss. Das vorliegende Bild ist das Modello, das Tischbein in der Regel vor einer Ausführung in Lebensgröße schuf, das auch in seinem Nachlaßinventar verzeichnet ist, das aber leicht verändert – nämlich in einem schmaleren Format – ausgeführt wurde. Daß der Kurfürst die übrigen sechs Bischofsbildnisse des Fürstensaales von dem Paderborner Bildnismaler Anton Stratmann fertigen ließ – für insgesamt 400 Taler ! –, für sein eigenes aber mit dem Direktor der Kasseler Malerakademie den renommiertesten norddeutschen Bildnismaler seiner Zeit betraute, würdigte bereits Max Geisberg; es verdeutlicht den hohen Rang dieses Bildnisauftrages und das Fehlen eines brillanten Porträtisten in Westfalen in der Zeit vor Rincklake.
Gerd Dethlefs
Dethlefs, Gerd: Das münsterische Residenzschloss und die Politik 1688–1801. In: Archiv für Kulturgeschichte 102 (2020) Heft 2, S. 273-300, hier S. 294-297, Abb. 7. Kusch-Arnhold, Britta (Red.): Geschenkt!“ Erwerbungen des Freundeskreises des Westfälischen Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte Münster, Ausst.Kat. Landesmuseum Münster 2007, S. 96-97 (Gerd Dethlefs). Geisberg, Max: Die Stadt Münster Bd. 1: Die Residenzen (= Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen Bd. 41,1). Münster 1932, S. 476-480.
Erworben mit Unterstützung der Freunde des Museums für Kunst und Kultur Münster e.V., 2006
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- (o. J. Privatsammlung, Hamburg)
- 2006 Peter Schaede Kunsthandel, Kiel
- 2006 erworben mit Unterstützung der Freunde des Museums