Fritz Levedag Die rote Hexe, 1948
Levedags Titel bieten den Betrachtenden Hilfestellungen an, die ästhetische Formensprache seiner abstrakten Kunstauffassung zu verstehen, die die „systematische Katalogisierung aller Mittel, die dem modernen Künstler zur Verfügung standen“, zum Ziel hatte. (Voilley 1991, S. 8)
In „Die rote Hexe“ findet sich die Auflösung, indem die Arbeit um 45 Grad nach links gedreht wird. Durch den Begriff Hexe inspiriert, lösen die Formen nun Assoziationen von Figürlichem aus: Die mehrfach gerundete, amorphe Figur in Schwarz, Orange und Weiß im oberen Bildfeld, die Schleifenform in Gelb und Weiß im unteren, die durch Überlagerung aufgehellten Farbformen auf braunem Hintergrund erzeugen eine Vielgestalt an bildhafter Sprache aus Zeichen und Symbolen. Diese können in der Drehung wie ein vereinfachtes Profil mit langer Nase und Kinn oder langen Armen verstanden werden. In dem hochformatigen Werk weist die diagonale Bewegung und Dynamik der Motive und Bildzeichen aus geschwungenen Schleifen und Bändern in einer Art Spirale in das Bild hinein und wieder heraus. Dabei erzeugt im Gegensatz dazu die Wirkung der Farben Orange, Gelb, Schwarz und Weiß auf braunem Grund Stabilität und Erdung.
Voilley, Frédéric: Fritz Levedags Farb- und Formlehre, ein Entwurf, in: Schmidt, Eva (Hg.): Fritz Levedag, 1899–1951. Gemälde und Zeichnungen [Ausst.-Kat. Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Münster 1991], Münster 1991, S. 8-70.
LWL-Museum für Kunst und Kultur (Hg.): Die Gemälde der Moderne 1900 bis 1960. Die Sammlungen des LWL-Museums für Kunst und Kultur in Münster [Best.-Kat. LWL-Museum für Kunst und Kultur, Münster 2023], Petersberg 2023, S. 282f.