


Fritz Levedag Die milde Hexe (Bild 27), 1948
Das „Hexen“-Thema ist in Levedags Schaffenszeit nur von kurzer Dauer. Vorläufer und Ursprünge für die Motive aus amorphen und sich überlagernden Farbformen in Band- oder Schleifenform finden sich in seinem Werk jedoch bereits in der Serie der „Pfeilformen“ oder in „Verschlossene Offenheit“ von 1947 (Voilley 1991, S. 39). Im Vergleich zu der Arbeit „Die rote Hexe“ (Inventar-Nr. 2178 LG) mit dem nahezu identischen Motiv und ihren dunklen, erdigen Farbtönen ist diese Variante insgesamt in helleren Pastelltönen gehalten. Dadurch wirkt „Die milde Hexe“ in ihrem Ausdruck heiterer, farbenfroher und „milder“. Dieser Eindruck wird durch den abgeschwächten Komplementärkontrast in den Pastelltönen Gelb und Violett verstärkt. Jedoch ist das Motiv nun „auf den Kopf“ gestellt und der monochrome Bildhintergrund ist einem lasierenden Farbübergang gewichen. Dies verstärkt den Eindruck der Auflösung wie auch Verdichtung der Farbflächen, die Levedag unter den Bezeichnungen „Durchdringung“ und „Eindringung“ der Elemente studierte (Voilley 1991, S. 24). Es entsteht ein illusorischer Bildraum, indem die sich überlappenden Formen den Eindruck einer Leichtigkeit erwecken und zu schweben scheinen. Der Ankauf dieser Arbeit erfolgte 1952 im Zusammenhang mit der großen Gedächtnisausstellung im Landesmuseum in Münster, die anlässlich Levedags Tod 1951 vom Westfälischen Kunstverein Münster organisiert wurde.
Voilley, Frédéric: Fritz Levedags Farb- und Formlehre. Ein Entwurf, in: Schmidt, Eva (Hg.): Fritz Levedag, 1899–1951. Gemälde und Zeichnungen [Ausst.-Kat. Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Münster 1991], Münster 1991, S. 8–70.
Van Dijk, Eline: Provenienzforschung. Erwerbungen der Moderne – Eine Bilanz, in: Arnhold, Hermann (Hg.): Eine Frage der Herkunft. Netzwerke – Erwerbungen – Provenienzen [Ausst. LWL-Museum für Kunst und Kultur, Münster 2020], Münster 2020, S. 108–111.
LWL-Museum für Kunst und Kultur (Hg.): Die Gemälde der Moderne 1900 bis 1960. Die Sammlungen des LWL-Museums für Kunst und Kultur in Münster [Best.-Kat. LWL-Museum für Kunst und Kultur, Münster 2023], Petersberg 2023, S. 281f.