Engelbert Ketteler Medaille auf den Abschluss der Westfälischen Friedensverträge zu Münster am 24. Oktober 1648, 1648
Nach dem Abschluss des Westfälischen Friedens produzierte der bischöfliche Münzmeister Engelbert Ketteler (+ 1661) "Friedenspfennige" als Gedenkmedaillen in Gold und Silber, im Gewicht gängiger Münzen – hier sind es 1 ¼ Taler (à 28,85 g Silber). Seine Prägegebühr betrug bei Silbermünzen sieben Schillinge (= ¼ Taler), so dass dieses Stück anderthalb Taler kostete. Käufer waren viele in der Stadt tätige Diplomaten, die z.B. mit solchen Münzen Mitarbeiter entlohnten oder als repräsentative Abschiedsgeschenke für ihre Quartiergeber nutzten. Auch die Stadt Münster erwarb solche Münzen bis 1659, um sie als Bestechungsgeschenke einzusetzen. Die Schaumünze zeigt vorn die Stadtansicht, links stehen die Initialen EK Kettelers als des verantwortlichen Herausgebers, unten der Stadtname "Münster in Westfalen". Oben schweben zwei Putten, die Öl- und Palmzweig als Siegeszeichen des Friedens halten und den „PAX“ = Frieden aus der Posaune blasen. Die Überschrift deutet die Szene: „von hier aus schallt der Friede in alle Welt“. Mit der Friedensverkündung schwiegen die Waffen, so stand es im Vertrag, die Friedensfreude erreicht die Welt-Öffentlichkeit. Die Umschrift der Rückseite erschließt die Darstellung: „Der goldene Friede hat die rechten Hände des Kaisers und der Könige vereinigt“: der Handschlag, der den Friedensschluss real bewirkte, ist nach dem Vorbild antiker Kaisermünzen kombiniert mit dem Ölzweig und den Füllhörnern als Symbolen künftigen Überflusses und Wohlstandes, während unten die Waffen schweigen. Zwischen den Friedenschließenden gibt es keine Rangunterschiede: das Prinzip der Souveränität als der theoretischen Gleichberechtigung aller Mächte wird damit anschaulich. Der oben strahlende Gottesname Jahwe zeigt, dass damit Wille geschieht. Das Verdienst am Frieden ist Gott und nicht einer Friedenspartei zuzurechnen. Entwurf und Text stammen von dem Stadtarzt und Ratsherrn Dr. Bernhard Rottendorff (1594–1671), einem bekannten Humanisten und Gelehrten.
Dethlefs, Gerd
Gerd Dethlefs / Karl Ordelheide: Der Westfälische Frieden. Die Friedensfreude auf Münzen und Medaillen. Vollständiger beschreibender Katalog [Ausst.-Kat. Stadtmuseum Münster, 1988], Greven 1987, Nr. 124. Gerd Dethlefs: Friedensappell und Friedensecho. Kunst und Literatur während der Verhandlungen zum Westfälischen Frieden, Diss. Münster (1998), 2005 (online), S. 245–249. Gerd Dethlefs: PAX OPTIMA RERUM. Friedensvorstellungen auf den Schaumünzen zum Westfälischen Frieden 1648–1650, in: Friedrich Uehlein / Felix Uehlein (Hg.): Erinnern – Verdrängen – Vergessen (Pommersfeldener Beiträge, Bd. 13), Würzburg 2018, S. 61–88, hier S. 69, vgl. S. 77–80. Gerd Dethlefs: Der Westfälische Frieden als Neuordnung Europas, in: Florian Haymann / Stefan Kötz / Wilhelm Müseler (Hg.): Runde Geschichte. Europa in 99 Münz-Episoden, Oppenheim am Rhein 2020, S. 215–217.
- o. J. (Altbestand) erworben
Maße
Gewicht 36.18 g Durchmesser 52.9 mm Stempelstellung 0 °
Material
Silber Inventarnummer
26254 Mz Standort
Raum 1.21