Die farbenprächtigen Glasmalereien stammen aus der zerstörten Dominikanerinnenkirche St. Gertrud am Kölner Neumarkt. Dort schmückten sie ein zweibahniges Fenster im Chor oder im südlichen Langhaus. Vor jeweils teppichartigen Hintergründen in Rot-Grün erscheinen die beiden Hauptheiligen des Frauenkonvents, Maria und die Heilige Gertrud, in aufwendigen Maßwerk-Baldachinen, die ihren himmlischen Rang betonen. Aufgrund seiner Lage und seiner weit gespannten Verbindungen sind die künstlerischen Einflüsse der französischen Gotik in Köln schon früh sichtbar, so auch an diesen beiden Werken. Obwohl die Fenster wie zeitgleich entstandene Gegenstücke wirken, spricht der Stil des Gertrudenfensters dafür, dass es dreißig bis vierzig Jahre später entstand. In ihrer architektonischen Einbindung, räumlichen Gegenwart und kontrastreichen Farbigkeit ähneln die Heiligen in Glas den stark farbig gefassten Steinbildwerken der Zeit. Den Dominikanerinnen mögen sie in der Kirche als leuchtende Vorbilder für ihren frommen Lebenswandel quasi leibhaftig vor Augen gestanden haben. Besonders beliebt war das Bettelordenskloster St. Gertrudis für die Versorgung junger Frauen aus den wohlhabenden Familien der Stadt. Darauf verweisen auch die beiden knienden Stifter: bei Maria ein Dominikaner namens Igebrandus, bei Gertud ein Deutschordensritter mit Namen Everardus, die sicherlich Mitglieder des Kölner Patriziats waren. Friedrich Karl Freiherr vom Stein erwarb die Scheiben bei einem Besuch 1815 in Köln für seine Glasmalerei-Sammlung.