Für seinen Familienstammsitz in Nassau an der Lahn erwarb der preußische Politiker Friedrich Karl Freiherr vom Stein 1814/15 eine hochkarätige Sammlung mittelalterlicher Glasfenster, die in einen neugotischen Turm eingebaut werden sollten. Ein größerer Teil stammte aus der Kirche des Prämonstratenserstifts Arnstein, die sich bis heute unweit von Nassau spektakulär über der Lahn erhebt. Dazu zählten neben den berühmten „Gerlachusscheiben“ aus der Bauzeit der Kirche (Inventar-Nummer L-1002 LM bis L-1006 LM) auch dieses Fenster und sein Pendant aus der Zeit um 1260/70. Gast (2007) konnte den bis dahin unbekannten ehemaligen Standort im Ostfenster des nordöstlichen Seitenchores ermitteln, dessen Altar den dargestellten Heiligen, Petrus und Paulus, geweiht war. Die farbig vor einem ornamentalen Hintergrund in Schwarz, Weiß und Grau, das heißt Grisaille, erstrahlenden Apostel verbinden eine monumentale Wirkung als Einzelfigur mit der reduzierten Wiedergabe ihres Martyriums: Petrus, der auf eigenen Wunsch in Demut gegenüber Christus kopfüber ans Kreuz geschlagen und Paulus, der mit dem Schwert geköpft wurde. Die expressive und dem dramatischen Todesmoment entsprechende Gestaltung der Gewänder entspricht dem sogenannten Zackenstil, der sich in der mittelrheinischen Buch- und Tafelmalerei wie in den berühmten „Wormser Tafeln“ im Landesmuseum Darmstadt der Zeit um 1260 findet. Das gesamte Glasgemälde-Konvolut ging durch die Erben des Freiherrn vom Stein – erst als Dauerleihgabe und 2005 dann durch Ankauf – an das Landesmuseum in Münster.