Carl Eberstein Pfeifenkopf mit Ansicht des Rathauses zu Münster, o.J. (um 1842/45)
Die Ansicht der gotischen Rathausfassade, die nach der Renovierung und Übermalung der barocken Bemalung steinfarben war, wurde im 19. Jahrhundert zu einem Identifikationsmotiv. Er zeigt das Rathaus mit dem bis 1847 dort platzierten Schilderhäuschen – in diesem Jahr wurde die Hauptwache der Garnison in das benachbarte Stadtweinhaus verlegt. Der Wachsoldat trägt noch einen Tschako und noch nicht die 1843 eingeführte Pickelhaube. Der Porzellanmaler Friedrich Carl Eberstein hatte sich 1838 in Münster niedergelassen; bis dahin war er in einer der beiden in Lauscha (Thüringen) ansässigen Porzellanfabriken tätig gewesen. Anfangs mehr nach graphischen Vorlagen arbeitend, arbeitete er zunehmend nach eigenen Aufnahmen. Seine Werke sind nicht signiert, doch lassen sich die Produkte seiner Werkstatt an der charakteristischen Beschriftung erkennen. Ob diese von ihm oder einem seiner Mitarbeiter, seinem Schwager Magnus Müller (1811–1885) und dem mitarbeitenden Verwandten Friedrich Pfeiffer stammt, lässt sich bisher nicht klären. Ansichtenporzellan war ein neues Medium der Biedermeierzeit: um emotionale Bindungen an einen Ort anschaulich zu machen; oft diente es als Geschenk – dann wurde es Träger für die Veranschaulichung zwischenmenschlicher freundschaftlicher Bindungen. Das Stück wurde 1927 von einem münsterischen Bürger angekauft.
Gerd Dethlefs
Dethlefs, Gerd: Porzellanmaler in Paderborn und Münster: Lorenz Gassmann (1819–1855) – Conrad Hagemann (1815–1879) – Carl Eberstein (1798–1855). Dr. Hildegard Westhoff-Krummacher zum 24. September 2015, in: Westfalen. Hefte für Geschichte, Kunst und Volkskunde 95 (2017), Münster 2018, S. 191-226, hier 204-205, 217-218 Abb. 26. Schmitt, Michael: Münster (Westfalia Picta. Erfassung westfälischer Ortsansichten vor 1900 Bd. 8), Münster 2002, S. 518-519 Nr. 503 mit falscher Datierung.
Maße
Höhe 12 cm Durchmesser 3.5 cm
Material
Porzellan, Blech Inventarnummer
P-186 LM Standort
Raum 1.28