Pfeifenkopf mit Ansicht des Prinzipalmarktes zu Münster, um 1838 – 1841
Die Ansicht des Prinzipalmarktes von Süden mit dem Blick zur Lambertikirche wurde im 19. Jahrhundert zu einem beliebten Bildmotiv, auch für Münster-Souvenirs wie diesem Pfeifenkopf. Das Bild folgt einem Kupferstich des in Münster ansässigen Künstler Jean-Christophe Savin (1764–1865), der wohl 1816 erschienen war. Der Porzellanmaler Friedrich Carl Eberstein hatte sich 1838 in Münster niedergelassen; bis dahin war er in einer der beiden in Lauscha (Thüringen) ansässigen Porzellanfabriken tätig gewesen. Dort malte man meist nach Graphiken – so wie auch hier: Mit sehr kleinen Staffagefiguren spiegelt er die Naivität der Vorlage von Savin. Erst nach und nach arbeitete Eberstein selbständiger nach eigenen Vorlagen. Seine Werke sind nicht signiert, doch lassen sich die Produkte seiner Werkstatt an der charakteristischen Beschriftung erkennen. Ob diese von ihm oder einem seiner Mitarbeiter, seinem Schwager Magnus Müller (1811–1885) und dem mitarbeitenden Verwandten Friedrich Pfeiffer stammt, lässt sich bisher nicht klären. Ansichtenporzellan war ein neues Medium der Biedermeierzeit: um emotionale Bindungen an einen Ort anschaulich zu machen: dieser Pfeifenkopf kam 1925 als Geschenk eines Münsteraners in die Sammlung. Oft diente es als Geschenk – dann wurde es Träger für die Veranschaulichung zwischenmenschlicher freundschaftlicher Bindungen.
Gerd Dethlefs
Dethlefs, Gerd: Porzellanmaler in Paderborn und Münster: Lorenz Gassmann (1819–1855) – Conrad Hagemann (1815–1879) – Carl Eberstein (1798–1855). Dr. Hildegard Westhoff-Krummacher zum 24. September 2015, in: Westfalen. Hefte für Geschichte, Kunst und Volkskunde 95 (2017), Münster 2018, S. 191-226, hier S. 204-205, 214-215 Abb. 22. Schmitt, Michael: Münster (Westfalia Picta. Erfassung westfälischer Ortsansichten vor 1900 Bd. 8), Münster 2002, S. 193 Nr. 147 (Savin-Stich), S. 202-203 Nr. 157.