Sebastian Dadler Medaille auf den Wunsch nach Frieden im Dreißigjährigen Krieg und die Freude über den Westfälischen Frieden, 1649 (nach einer Vorlage von 1644)
Im Jahr 1644, zu Beginn der Verhandlungen über einen universalen Frieden in Münster und Osnabrück, schuf der vor dem Krieg nach Danzig ausgewichene Medailleur Sebastian Dadler (1586-1657) diese Friedenswunschmedaille. Sie zeigt auf der Vorderseite den Friedensprozeß als einen Ringkampf zwischen den Personifikationen von Krieg und Frieden: Gerade hat Pax, die Friedensgöttin, Bellona, den Krieg, ergriffen. Am linken Bildrand hält eine Hand den Siegespreis – die Erdkugel mit dem Palmzweig und mit den Attributen des Friedens: Merkurstab und Ölzweig, während rechts der Gorgonenschild (für den Tod) und eine Lanze auf den Krieg verweisen. Das Distichon der Umschrift lautet übersetzt "Der Friede und der Krieg streiten im unentschiedenen Ringen. Der Friede – so wünscht Europa – möge glücklich siegen." Die Rückseite verbildlicht den Sieg der Friedensgöttin über den Krieg, den ein gefallener geharnischter Soldat zwischen Fahnen und Waffen andeutet. Die Figuren der Gerechtigkeit und des Wohlstandes stehen im Hintergrund, inmitten blühender Landschaften mit einem pflügenden Bauern vor einer Stadt als Friedenssymbol. Die Umschrift lautet "Nach Überwindung des Krieges trägt der beste Frieden die glücklichen Siegeszeichen. Nun kehren Gerechtigkeit und der vertriebene Wohlstand auf die Erde zurück." Friedenswunsch und die Erfüllung dieses Wunsches als Zukunftsperspektive sind damit auf beiden Seiten einander gegenübergestellt; es verwundert nicht, daß diese Medaille noch 1648/49, also nach dem Friedensschluß vertrieben wurde, mit gelöschter und neu eingepunzter Jahreszahl. Ein Auftraggeber ist auf der Medaille nicht genannt, und es ist auch unbekannt, in wessen Auftrag Dadler arbeitete und wer das Bildprogramm und die Aufschriften entwarf. Das übrige Werk dieses wohl bedeutendsten deutschen Medailleurs seiner Zeit läßt darauf schließen, daß Dadler die Medaille über den Buch- und Kunsthandel, über Messen und Jahrmärkte vermarktet hat. Es waren dieselben Vertriebswege, die Flugschriften und Flugblätter nahmen. Die Medaille allerdings diente nicht der Information, sondern der Parteinahme: Die Käufer dürften sich mit dem Friedenswunsch identifiziert haben und trugen durch den Kauf und durch die Betrachtung der Medaille mit Gleichgesinnten zu seiner Verbreitung bei. Der so artikulierte Friedenswunsch spiegelte und beeinflußte zugleich die öffentliche Meinung und erzeugte den Erwartungsdruck, Frieden zu schließen.
Gerd Dethlefs
Maué, Hermann: Sebastian Dadler 1586–1657. Medaillen im Dreißigjährigen Krieg, in: Wissenschaftliche Beibände zum Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums, Bd. 28, Nürnberg 2008, Nr. 57.
Dethlefs, Gerd: Friedensappell und Friedensecho. Kunst und Literatur während der Verhandlungen zum Westfälischen Frieden, Diss. Universität Münster, Münster 1998, Münster 2005, S. 7–8.
- o. J. (Altbestand) erworben
Maße
Gewicht 63.594 g Durchmesser 61.1 mm Stempelstellung 0 °
Material
Silber Inventarnummer
26234 Mz Standort
Raum 1.21