Sebastian Dadler Medaille auf den Wunsch nach Frieden im Dreißigjährigen Krieg und die Freude über den Westfälischen Frieden, 1648 (nach einer Vorlage von 1644)
Als 1644 die Verhandlungen über einen universalen Frieden in Münster und Osnabrück begannen, schuf der vor dem Krieg nach Danzig ausgewichene Medailleur Dadler diese Friedenswunschmedaille. Die Vorderseite zeigt den Friedensprozess als einen Ringkampf zwischen den Personifikationen von Krieg und Frieden: Links hält eine Hand den Siegespreis – die Erdkugel mit dem Palmzweig und mit den Attributen des Friedens: Merkurstab und Ölzweig. Rechts verweisen der Gorgonenschild (für den Tod) und eine Lanze auf den Krieg. Das Distichon der Umschrift lautet übersetzt "Der Friede und der Krieg streiten im unentschiedenen Ringen. Der Friede – so wünscht Europa – möge glücklich siegen." Die Rückseite verbildlicht den Sieg der Friedensgöttin über den Krieg in Gestalt eines toten Soldaten. Die Figuren der Gerechtigkeit und des Wohlstandes stehen inmitten blühender Landschaften mit einem pflügenden Bauern vor einer Stadt. Die Umschrift lautet "Nach Überwindung des Krieges trägt der beste Frieden die glücklichen Siegeszeichen. Nun kehren Gerechtigkeit und der vertriebene Wohlstand auf die Erde zurück." Friedenswunsch und die Erfüllung dieses Wunsches sind damit auf beiden Seiten einander gegenübergestellt. Es verwundert nicht, dass die Medaille noch nach dem Friedensschluss vertrieben wurde, mit neu eingepunzter Jahreszahl. Ein Auftraggeber ist auf der Medaille nicht genannt. Das übrige Werk dieses wohl bedeutendsten deutschen Medailleurs seiner Zeit lässt darauf schließen, dass Dadler die Medaille über den Buch- und Kunsthandel, über Messen und Jahrmärkte vermarktet hat, also über dieselben Vertriebswege, die Flugschriften und Flugblätter nahmen. Die Medaille allerdings diente nicht der Information, sondern der Parteinahme: Die Käufer trugen durch den Kauf und durch die Betrachtung der Medaille mit Gleichgesinnten zur Verbreitung des Friedenswunsches bei. Das spiegelte und beeinflusste zugleich die öffentliche Meinung und verstärkte den Erwartungsdruck, Frieden zu schließen.
Gerd Dethlefs
Maué, Hermann: Sebastian Dadler 1586–1657. Medaillen im Dreißigjährigen Krieg, in: Wissenschaftliche Beibände zum Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums, Bd. 28, Nürnberg 2008, Nr. 56.
Dethlefs, Gerd: Friedensappell und Friedensecho. Kunst und Literatur während der Verhandlungen zum Westfälischen Frieden, Diss. Universität Münster, Münster 1998, Münster 2005, S. 7–8.
Dethlefs, Gerd / Ordelheide, Karl: Der Westfälische Frieden. Die Friedensfreude auf Münzen und Medaillen. [Ausst.-Kat. Stadtmuseum Münster, 1988], Greven 1987, Nr. 3.
- o. J. (Altbestand) erworben
Maße
Gewicht 60.831 g Durchmesser 61.1 mm Stempelstellung 0 °
Material
Silber Inventarnummer
26235 Mz Standort
Raum 1.21