Johann Scharlaken Kelchmonstranz aus der Jesuitenkirche St. Petri in Münster, o.J. (um 1645/50)
Die Erneuerung der katholischen Kirche durch das Konzil von Trient (1546–1563) und seine Beschlüsse erfolgte durch eine Bekräftigung der mittelalterlichen Vorstellung, die Kirche sei als Verwalterin der sieben Sakramente die unentbehrliche Mittlerin zwischen Gott und dem gläubigen Menschen. Das wichtigste Sakrament ist die Eucharistie: bei der Feier des von Christus eingesetzten Abendmahles verwandeln sich Brot – die aus Mehl und Wasser gebackene „Hostie“ – und Wein real in Fleisch und Blut des Erlösers Jesu Christi. Gottes Zusage, durch Christi Leiden und Tod den Menschen ihre Sünden zu vergeben und ihnen Hoffnung zu spenden, wird damit dem Glauben der Kirche zufolge Wirklichkeit. Die Monstranz dient dazu, diese Heilszusage sichtbar zu machen (lat. monstrare = zeigen). Der Kelch enthält den Wein, die „Lunula“ (halbmondartige Halterung) im Glaszylinder die Hostie. Gehalten von Engeln, wird die Hostie gerahmt von Figuren der Apostelfürsten Peter und Paul und außen von den Heiligen Ignatius von Loyola, dem Ordensgründer, und Franz Xaver, Begründer der Jesuitenmission. Oben in der Baldachinbekrönung erscheint die Maria Immaculata mit dem Jesuskind, „die apokalyptische Sonnenbraut der Geheimen Offenbarung“ (Offb. 12,1): „von der Sonne umkleidet, ist sie gegürtet mit dem Sonnenlicht des menschgewordenen Gottessohnes und tritt den Glanz des Irdischen mit den Füßen“ (G. Jászai). Oben auf der Spitze des Baldachins verweist der sterbende Christus am Kreuz zwischen der trauernden Maria und Johannes Evangelist als Zeugen auf das Erlösungswerk. Der achtpassige Fuß und die Form des Turmes mit Sprengwerk und Fialen und dem bekrönenden, krabbenbesetzten Baldachin knüpft bewusst an mittelalterliche, gotische Formen an, die die unveränderte Wahrheit der Kirche über alle Zeiten hinweg symbolisieren sollen. Die Kombination von Kelch und Monstranz folgt spanischen Vorbildern – wahrscheinlich ist sie ein Geschenk spanischer Gesandter beim Westfälischen Friedenskongress 1644-1648.
Gerd Dethlefs
Dethlefs, Gerd: Lucas Cranach der Ältere, Die Heilige Dreifaltigkeit (Gnadenstuhl) um 1516/18 (LWL-Museum für Kunst und Kultur. Westfälisches Landesmuseum. Das Kunstwerk des Monats, Januar 2016), Münster 2016.
Jászai, Géza: Kelchmonstranz, in: Lassalle, Günter (Hg.): 1200 Jahre Gymnasium Paulinum in Münster 997–1997, Münster 1997, S. 406-407.
Holzwig, Peter: Kelchmonstranz, in: Jászai, Géza (Hg.): Imagination des Unsichtbaren. 1200 Jahre Bildende Kunst im Bistum Münster [Ausst.Kat. Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Münster 1993], Münster 1993, S. 682-683, Nr. C.7.13.
Geisberg, Max: Die Stadt Münster, in: Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen 41,6, 1941, S. 366, 371.
Leihgabe des Münsterschen Studienfonds-Rentamts
Maße
Höhe 69 cm Breite 26 cm Tiefe 22 cm
Material
Silber, Kupfer, Gold Inventarnummer
T-48 LG Standort
Raum 1.14