In den 1520er-Jahren beauftragte der Abt des Zisterzienserklosters Marienfeld den münsterischen Bildhauer Evert van Roden mit der Anfertigung eines prächtigen, mit Skulpturen und Altaraufsätzen geschmückten Lettners für die Klosterkirche. Die hohe Sandstein-Architektur mit einer eingebauten Lesebühne trennte zusammen mit seitlichen Chorschranken den Mönchschor optisch von der Gemeindekirche. Das Retabel für den heiligen Abt und Einsiedler Antonius war in den Lettner integriert. Nach dessen Abbruch und der Auflösung des Klosters wurden fast alle Teile auf verschiedene Orte verstreut. 1906 konnte das Landesmuseum zunächst den abgetrennten rechten Teil des Antoniusretabels, 1907 dann die übrigen Teile erwerben und wieder zusammenfügen.

Im Mittelfeld des Steinretabels hat Antonius mit seinem Stab den Teufel zu Boden gestreckt. Das brennende Rutenbündel verweist auf seinen Schutz gegen die gefürchtete Mutterkornvergiftung, auch Antoniusfeuer genannt. Im linken Bildfeld widersteht der Heilige den Versuchungen eine jungen Frau mit Krallenfüßen. Rechts wird die wundersame Auffindung seines Leichnams durch zwei Löwen und Bischof Theophilus im Jahr 561 geschildert. Einer der Löwen hält das Antoniterwappen mit dem Tau-Kreuz, das vom griechischen Buchstaben T abgeleitet ist. Bei der Gruppe um den Toten könnte es sich um die Stifter:innen des Altaraufsatzes handeln. Mit großer Wahrscheinlichkeit trägt der betende Mann in der Mitte die Gesichtszüge Abt Heinrich Münstermanns.