Reliquienbüste des Hl. Paulus aus dem St.-Paulus-Dom Münster, um 1220 – 1250
Der Heilige ist idealtypisch kahlköpfig, mit klarer hoher Stirn und langem spitzen Bart dargestellt. Als "Schließe" diente seinem antikisierenden Mantel (Tunika) ursprünglich ein Bergkristall, worauf noch die ovale Vertiefung im Faltenzulauf des Brustbereichs deutet. Die Büste weist kein Reliquiendepositorium auf. Die Reliquien wwrden vermutlich in dem heute nicht mehr erhaltenen sockelartigen Kasten der Büste - etwa in Analogie zum Kasten des Büstenreliquiars des Hl. Papstes Alexander in Brüssel - aufbewahrt. [...] Das Werk steht unverkennbar in der Tradition der viel älteren (erhaltenen) Schulterbüste aus Holz (mit Goldblech beschlagen), die in der Domkammer aus der Zeit um 1070 erhalten ist.
Géza Jászai
Harald Keller: Zur Entstehung der Reliquienbüste aus Holz, in: Kunstgeschichtliche Studien für Hans Kauffmann, Berlin 1956, S. 71-80. Imagination des Unsichtbaren. 1200 Jahre Bildende Kunst im Bistum Münster [Ausst. Kat.], 2 Bde., Münster 1993, Bd. 2, Kat. Nr. A 5.13 (Géza Jászai). Birgitta Falk: Bildnisreliquiare. Zur Entstehung und Entwicklung der metallenen Kopf-, Büsten und Halbfigurenreliquiare im Mittelalter, in: Aachener Kunstblätter 59 (1991/1993), S. 99-238. Bruno Reudenbach: Visualizing holy bodies. Observations on bodypart reliquiaries, in: Colum Hourihane (Hrsg.): Romanesque Art and Thought in the Twelfth Century, Princeton 2008, S. 95-106.
Leihgabe des Bistums Münster
Maße
42 30.5 15.5
Material
Inventarnummer
BM 77 Standort
Raum 1.02 Kunstwerk des Monats
KdM_06_2011.pdf