Westfalen Relief mit Monatsbildern und Tierkreiszeichen, um 1350
Die beiden einzigartigen Eichenholzreliefs zeigen paarweise die Symbole der zwölf Sternzeichen mit den zugehörigen Monatsbildern. Diese Verbindung entspricht dem Bedürfnis, die Zeitrechnung nach den zwölf Mond- beziehungsweise Sonnenmonaten mit den Auswirkungen des Sonnenlaufs auf Natur und Mensch zu verbinden. Die überwiegende Zahl von bildlichen beziehungsweise plastischen Darstellungen der für den jeweiligen Monat typischen Beschäftigungen findet sich in der Buchmalerei und an oberitalienischen und französischen Kirchenportalen. Ungewöhnlich ist allerdings die abwechselnde Platzierung von Tierkreiszeichen und Monatsbildern, einmal links, einmal rechts etc. Die Tiere und Zeichen und die kleinen Szenen (mit den zugehörigen lateinischen Inschriften) sind von unten nach oben zu lesen, beginnend mit dem niedrigeren Relief. Im Januar (Wassermann) sind zwei Männer mit dem Zapfen von Wein und Bier beschäftigt, im Februar (Fische) werden die Würste geräuchert, der März (Widder) zeigt zwei Frauen bei der Arbeit auf dem Feld. Es folgt der April (Stier) mit dem Schnitt der Weinreben, im Mai (Zwillinge, hier ein Liebespaar) bemüht sich eine männliche Figur, den Maibaum zu errichten. Im Juni (Krebs) ist das Schneiden des Grases mit einer großen Sense zu sehen. Während die Szene im Juli (Löwe) unklar ist, führt der August (Jungfrau) die für beide Monate typische Erntearbeit vor. September (Waage) illustriert das Pflücken der reifen Trauben, Oktober (Skorpion) das Ausbringen der Saat, November (Schütze) die Fütterung von Ferkeln, und Dezember (Steinbock) schließlich ist dem Schlachten des Viehs gewidmet. Die mit großer Detailfreude lebendig gearbeiteten Figuren und Szenen stehen dem Chorgestühl des Kölner Doms nahe und werden in die Mitte des 14. Jahrhunderts datiert. Ihre angebliche Herkunft aus Freckenhorst beziehungsweise aus dem dortigen Frauenstift ist nicht gesichert. Wahrscheinlich zierten die Reliefs, übereinander angebracht, ehemals einen Sakristei- oder Bibliotheksschrank. Die Liebeszene (Minne) im Monat Mai oder das ungewöhnliche Kleid (französisch surcot) der Jungfrau im August erinnern an die höfisch-ritterliche Kunst der Zeit.
Petra Marx
Petra Marx: Zwei Reliefs mit Monatsbildern und Tierkreiszeichen. In: LWL-Museum für Archäologie – Westfälisches Landesmuseum Herne (Hg.): AufRuhr 1225! Ritter, Burgen und Intrigen. Das Mittelalter an Rhein und Ruhr [Ausst. Kat]. Mainz 2010. Kat. Nr. K 174. S. 514–516. Hartwig Bley: Bemerkungen zu den »Freckenhorster« Reliefs mit Monatsbildern und Tierkreiszeichen. In: Westfalen. Hefte für Geschichte, Kunst und Volkskunde 74. Münster 1998. S. 154–163. Géza Jászai: Zwei Reliefs mit Monatsbildern und Tierkreiszeichen. In: Bracker, Jörgen [u. a.] (Hg.): Die Hanse. Lebenswirklichkeit und Mythos [Ausst. Kat.]. Hamburg 1989. S. 568/569. Petra Marx: Zwei Reliefs mit Monatsbildern und Tierkreiszeichen, um 1350, in: Einblicke – Ausblicke. Spitzenwerke im neuen LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster, hrsg. v. Hermann Arnold, im Auftrag des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe, Wienand Verlag, Köln 2014, S. 64f.
Erworben mit Unterstützung des Landes Nordrhein-Westfalen
Maße
Höhe 130 cm Breite 53 cm
Material
Eichenholz Inventarnummer
E-91b LM Standort
Raum 1.10