Wilhelm Morgner Selbstbildnis II (Lachend in gelber Jacke), 1910
Wie bei kaum einem Künstler seiner Zeit – vielleicht mit Ausnahme von Max Beckmann und Lovis Corinth – akzentuieren die Selbstbildnisse das Werk Wilhelm Morgners. Zwischen 1908 und 1914 entstanden eine große Anzahl von Selbstbildnissen in unterschiedlichen Techniken. Sie lassen unmittelbar die Suche nach der eigenen Identität, nach seiner Position als Künstler erkennen. In mehr als hundert Gemälden, Zeichnungen und Grafiken befragt er sich selbst, stellt sich oft jünger oder älter dar, als es der Wirklichkeit entsprach. Seine Irritation im Verhältnis zur Umwelt unterstreicht das “Selbstbildnis II” des verunsichert Lächelnden aus dem Jahr 1910 ebenso wie das “Selbstbildnis mit Strohhut und Palette”, das Bürgerlichkeit suggeriert, jedoch gleichzeitig den Künstler ausdrückt und somit die soziale Stellung des Dargestellten unentschieden lässt.
Tanja Pirsig-Marshall
Ernst-Gerhard Güse: Wilhelm Morgner. Münster 1983 (Bildhefte des Westfälischen Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte, Bd. 20) Klaus Bussmann (Hrsg.): Wilhelm Morgner 1891–1917, Gemälde, Zeichnungen, Druckgraphik. [Ausst.-Kat] Landschaftsverband Westfalen-Lippe, Stuttgart, 1991 Wilhelm Morgner und die Moderne. [Ausst. Kat.], Hg. Vom LWL-Museum für Kunst und Kultur, Köln 2015