Matthias Kappers Hüftbildnis Clemens August von Galen (1748–1820) als Kind und angehender Domherr im Chorhemd, um 1756 – 1757
Der Knabe trägt schon eine gepuderte Perücke, ein weißes leinenes Chorhemd mit schwarzem Kragen und Spitzen-Jabot sowie Bäffchen: der Junge war bereits 1756 mit Pfründen an den Domkapiteln zu Münster und Osnabrück versehen worden. Kirchenrechtlich war eine solche Pfründenverleihung nach Vollendung des siebten Lebensjahres möglich; Clemens August Joseph von Galen war am 30. Dezember 1748 in Münster getauft worden und hatte bereits die niederen Weihen (Tonsur) empfangen. Domherrenstellen waren sehr begehrt, da sie mit hohen Einkünften verbunden waren. Die Familie von Galen war von dem Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen (1606–1678) mit mehreren Familienpräbenden an den Domkapiteln zu Münster, Osnabrück, Minden und Worms sowie an den Damenstiften Freckenhorst, Nottuln und Wietmarschen versehen worden, über deren Vergabe der jeweilige Erbkämmerer als Chef der Familie bestimmte. Damit sollten der Familie einerseits Versorgungsstellen für nachgeborene Söhne geschaffen und ihr politischer Einfluss befestigt werden – die Domkapitel wählten auch den Fürstbischof – und es waren zugleich quasi Ausbildungsstipendien, auch für die Töchter. Stiftsdamen konnten austreten und heiraten, und wenn ein Domherr nur die niederen Weihen hatte, ebenso. Das gilt auch für Clemens August: schon 1752 hatte sein Vater ihn als Domherr in Münster und Osnabrück nominiert und einen päpstlichen Dispens wegen seiner Jugend erwirkt; aufgrund des Protestes eines entfernten Verwandten konnte der Knabe aber erst am 15. Februar 1756 in Münster und am 25. Juni in Osnabrück zugelassen werden. Galen verzichtete 1770 nach dem Tode des Vaters zugunsten seines Bruders Ferdinand Karl (1750–1803) und heiratete 1775 Mechthild Freiin von Twickel (1756–1791).
Gerd Dethlefs
Heitmann, Clemens: Die Familie der Drosten und Erbkämmerer von Galen, in: Jahrbuch für das Oldenburger Münsterland 1974. Cloppenburg 1973, S. 206-217, hier S. 211. Kohl, Wilhelm: Das Domstift St. Paulus in Münster (Germania Sacra NF. 17,2). Berlin / New York 1982, S. 750. Lorenz, Angelika: Konturen eines neuen Menschenbildes. Zum Wandel des Porträts, in: Gisela Weiß / Gerd Dethlefs (Hg.): Zerbrochen sind die Fesseln des Schlendrians. Westfalens Aufbruch in die Moderne, Bönen 2002, S. 225-239, hier S. 233-234.