


Lippstadt Herzog Christian von Braunschweig-Wolfenbüttel († 1626), Taler (sogenannter „Pfaffenfeind“-Taler) 1622, Lippstadt, 1622
Der sogenannte Pfaffenfeindtaler war ein Objekt der protestantischen Propaganda und eine Kampfansage an die Katholik:innen, ein Gegenstand, der Geschichten aus dem Dreißigjährigen Krieg erzählt.
Die Taler wurden aus erbeuteten Talermünzen und eingeschmolzenen Stücken aus dem Domschatz zu Paderborn hergestellt, die der Heerführer Christian von Braunschweig-Wolfenbüttel (1599–1626) 1622 beschlagnahmt hatte. Die Aufschrift „Gottes Freundt / der Pfaffen Feindt“ macht die Provokation gegen die katholische Kirche deutlich. Das Wort Pfaffe bezeichnete katholische Geistliche. Man warf ihnen vor, ihre Stellung nur für finanziellen Gewinn zu nutzen, sodass nach Beginn der Reformation „Pfaffe“ zunehmend ein Schimpfwort wurde. Der Heerführer Herzog Christian von Braunschweig selbst ist auf der einen Seite des Talers im äußeren Ring, außerhalb des Vielpasses, der das Mittelfeld umgibt, genannt. Die andere Seite der Münze zeigt einen aus Wolken kommenden geharnischten Arm, welcher ein Schwert hält. Auf einer Prägevariante spießt das Schwert ein Birett auf, eine zur Amtstracht des Geistlichen gehörende Kopfbedeckung. Die Umschrift »TOVT AVEC DIEV« verrät „Alles mit Gott“ und bedeutet, dass Gott selbst Schlachthelfer des Heerführers und seiner Truppen war und sein soll. Diese Prägungen sollten die Einschmelzung von katholischen Wertgegenständen für die militärische Verteidigung des Protestantismus rechtfertigen. Schnell erlangte die Münze Beliebtheit als Sammlungsobjekt.
Bußmann, Klaus / Schilling, Heinz (Hg.): 1648. Krieg und Frieden in Europa [Ausst.-Kat. Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Münster1998], München 1998, Kat.-Nr. 522, S. 184.
Althoff, Gerd / Arnhold, Hermann / Grote, Udo: Goldene Pracht. Mittelalterliche Schatzkunst in Westfalen [Ausst.-Kat. LWL-Landesmuseum für Kunst- und Kulturgeschichte / Domkammer der Kathedralkirche St. Paulus, Münster 2012], München 2012, Kat.-Nr. 275, S. 451–452.
Dethlefs, Gerd: Christian Herzog zu Braunschweig und Lüneburg, in: Arnhold, Hermann (Hg.), Einblicke – Ausblicke. 100 Spitzenwerke im neuen LWL-Museum für Kunst und Kultur, Köln 2014, S. 120–121.
- Braunschweig-Wolfenbüttel, Christian v. Minden (1616-1624), Pfaffenfeindtaler (mit Birett), überprägt auf Ensisheimer Taler (1620) des Erzherzogs Leopold V.
- Herzogtum Braunschweig-Wolfenbüttel, Christian v. Halberstadt, Pfaffenfeindtaler 1622, Nachprägung
- Herzog Christian von Braunschweig-Lüneburg zu Wolfenbüttel (†1626), Taler, sog. „Pfaffenfeind-Taler“ 1622
- o. J. (Altbestand) erworben
Verwandte Begriffe
Ähnliche Objekte
Herzogtum Braunschweig-Wolfenbüttel, Christian v. Halberstadt, Pfaffenfeindtaler 1622, Nachprägung

Taler, Hessen, Landgraf Wilhelm VI., 1637

Fürstbistum Paderborn, Ferdinand I. von Bayern (1618–1650), Doppeltaler (sogenannter „Liborius“-Taler) 1621, Brakel

Fürstbistum Paderborn, Ferdinand I. von Bayern (1618–1650), Taler (sogenannter „Liborius“-Taler) 1620, Brakel