Wolfgang Heimbach Porträt von Papst Innozenz X., 1646
Das 2009 auf dem Londoner Kunstmarkt aufgetauchte Bildnisgemälde, dessen Provenienz ungeklärt ist, zeigt den am 15. September 1644 zum Papst gewählten Innozenz X., Giovanni Battista Pamphili (1574–1655). Schon 1645 hatte Heimbach ein kleines Brustbildnis (Öl auf Kupfer, 14,9 x 11,5 cm) von ihm geschaffen. Vorbild war hier ein lebensgroßes Sitzbildnis (199 x 128 cm), das Pietro da Cortona (1596–1669) um 1624/27 von Papst Urban VIII. (1568–1644, reg. ab 1623) gemalt hatte, damals in Rom in Kardinalsbesitz: gezeigt wird der Papst auf dem Sessel sitzend in einer Albe, darüber ein fein gefälteltes Rochett und die hermelinbesetzte purpurne Samt-Camauro auf dem Kopf und die Samtmozzetta als Schulterumhang, wie sie für die Winterkleidung zwischen Dezember und Mai üblich war. Das Bild wird also im Winter 1645/46 entstanden sein. Den Porträttyp hatte Raffael 1511 mit dem Bildnis des Papstes Julius II. (1443–1513, reg. ab 1503) entwickelt, das Heimbach wohl aus Florenz kannte. Das Vorbild Cortonas wird bis zur Handhaltung übernommen: die Rechte segnend erhoben, in der Linken einen Brief. Allerdings trägt hier der Papst als Zeichen liturgischen Eifers eine Stola, in die das Wappen der Familie Pamphili eingewoben ist, dessen Bilder – die Lilien und die Friedenstaube – in der Wandbespannung wiederkehren. Sie steht für das Regierungsprogramm des Papstes: den Frieden zwischen Spanien und Österreich einerseits und Frankreich andererseits herzustellen. Immer wieder waren seit dem Mittelalter Päpste Friedensvermittler zwischen diesen gewesen; seit 1644 verhandelte man darum in Münster. Heimbach schuf das Bild in der Mitte seiner italienischen Jahre (1640–1651). Allerdings ist der Raum größer und realer als bei dem Vorbild, der geschnitzte und mit bunt gemustertem Stoff bezogene Sessel auf einem hellroten Podest präsenter, die Stoffe, Samt und Spitze mit höchster Akkuratesse ausgeführt, besonders fein das Gesicht; dafür sind die Hände flüchtiger geraten: es ist so ein Bild italienischer Thematik, aber nordalpiner Nüchternheit.
Gerd Dethlefs
- (wohl 1946–o. J. Sammlung Pamphilj, Rom)
- [...]
- (29.04.1907 Auktion Christie’s, London)
- [...]
- 29.10.2009 Auktion Sotheby’s, London
- […]
- o. J.–2011 Kunsthandel Frye & Sohn, Münster
- 2011 erworben
Maße
Höhe 34.5 cm Breite 27 cm
Material
Öl, Kupfer Inventarnummer
2382 LM Standort
Raum 0.03- Studioausstellung Kunstwerk des Monats
KdM_05_2012.pdf