Jakob Philipp Hackert Umgebung von Neapel, der Golf von Pozzuoli, 1803
Ein weiter Panoramablick auf die Bucht von Pozzuoli bei Neapel eröffnet sich den Betrachtenden. Er wird von zwei Bäumen links und rechts gerahmt und durch eine Schäferszene im Vordergrund eröffnet, die den Charakter der südlichen Landschaft unterstreicht. Johann Philipp Hackert gibt dies in für ihn typischer Präzision detailgenau wieder. Vom Kapuzinerkonvent in Pozzuoli aus wandert der Blick in östlicher Richtung zunächst über die auf einer Landzunge gruppierten Häuser von Pozzuoli, rechts davon das Kastell von Baja. Am linken Bildrand liegt der Berg von Miseno, von dort aus staffeln sich hinter der Bucht die Inseln Procida und Ischia mit der Erhebung des Berges Epomeo. Wegen seiner landschaftlichen Schönheit gehörte der Golf von Pozzuoli im Nordwesten des Golfs von Neapel seit der Antike zu den berühmtesten Regionen Italiens. Neben mehreren im Hinterland befindlichen Seen und den vorgelagerten Inseln sowie zahlreicher römischer Ruinen war die Gegend ein Anziehungspunkt für Reisende. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gehörte eine Italienreise für die europäische Oberschicht zunehmend zum Bildungskanon. Während sich in Rom eine internationale Kunstszene entwickelte, zeichnete sich Neapel u.a. durch seine attraktive Lage aus. Zahlreiche Touristen nahmen zur Erinnerung an ihre Reise gerne Stadtansichten und Landschaftsbilder mit in die Heimat. Hackert, ausgebildet an der Berliner Kunstakademie, zählte damals zu den bedeutendsten deutschen Malern in Italien. Bereits seit 1868 in Rom lebend folgte er 1885 dem Ruf König Ferdinands IV. von Neapel zum Hofmaler. Planmäßig hatte er sich die Schönheiten italienischer Landschaften und berühmter Stätten erschlossen. Über römische Sammlungen war er mit der Landschaftsmalerei von Claude Lorrain (1600–1682) in Kontakt gekommen, in der die Lichtführung wesentlicher Bildbestand ist. Auch Hackert überführt die Landschaft im Golf von Pozzuoli durch das weiche Abendlicht und rötlich gefärbten Himmel zum idealistischen Stimmungsbild. Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832), der Hackert während seiner Italienischen Reise in Neapel traf, schätzte dessen Landschaftsmalerei überaus. Sie entsprach durch die Verbindung aus verdichteter Realität und Fiktion seiner Kunsttheorie des Klassizismus.
Annegret Rittmann
Vermächtnis Dr. Horst Osterholt, Arnsberg
- […]
- o. J. Familie von Dewitz, Cöplin)
- o. J.–um 1973 Axel von Maltzahn, Lübeck
- um 1973–1989 Horst Osterholt, Arnsberg
- 1989 erworben durch Schenkung
Maße
Höhe 64.5 cm Breite 95 cm
Material
Öl, Leinwand, Karton Inventarnummer
1926 LM Standort
Raum 1.30 Kunstwerk des Monats
KdM_08_2008.pdf