Glashütte Glücksburg Pokal des Stiftes St. Gertrud zu Horstmar, o.J. (um 1730/50)
Der 1906 aus Bentheimer Privatbesitz erworbene Pokal zeigt an Schaft und Kuppaansatz den Querfacettschliff ("Muschelung"), der für Glaspokale der kursächsischen Glashütte Glücksburg nahe Jesse (Elster) typisch ist; diese Hütte stellte 1750 den Betrieb ein. Glasschleifer waren nicht an der Hütte tätig; vermutlich wurden die Gläser über die Elbe nach Dresden verschifft, wo es damals rund 40-50 Glasschleifer und -schneider gab. Hier scheint der Bildschnitt mit dem Widmungsspruch "SVB PATRONA S. GERTRUDE / CAPITVLVM HORSTMARI= / ENSE" (unter der Patronin St. Gertrud das Horstmarer Stiftskapitel) aber möglicherweise erst nach Export des vordekorierten Glases erfolgt zu sein. In Münster gab es damals spezialisierte Glasschleifer. Damit handelt es sich um ein sogenanntes "Gesundheitsglas", das man bei festlichen Banketten benutzte, um Trinksprüche ("Gesundheiten") auszubringen. Oft ziert dieser Trinkspruch die Kelchwandung und brauchte nur abgelesen zu werden - hier trank man eben auf das Wohl des Kollegiatstiftes zu Horstmar!, oder man trank aus einem Wappenpokal auf das Wohl des Landesherrn oder einer zu ehrenden Familie.
Gerd Dethlefs
Haase, Gisela: Sächsisches Glas. Geschichte, Zentren, Dekorationen, München 1988, S. 150-151, 359-361.
Maße
Höhe 19.5 cm Durchmesser 9.4 cm
Material
Glas Inventarnummer
R-242 LM Standort
Raum 1.27