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Glashütte Glücksburg Glaspokal mit einem Trinkspruch auf Clemens August als Bischof von Münster, um 1725/1740
"Gesundheitsgläser" kamen bei zahlreichen Festbanketten der Barockzeit zum Einsatz, auch in Westfalen; davon berichtet etwa das Hofreisejournal des Clemens August von Bayern, seit 1719 Fürstbischof von Münster und Paderborn und seit 1724 Kurfürst von Köln und Herzog von Westfalen. Die hier gemeinten „Gesundheiten“ sind Ehren- und Vivatsprüche, die sich oft auf den Wandungen der benutzten Trinkpokale finden. Ein schönes Beispiel dafür ist dieser Spruchpokal auf Clemens August, der wohl nach seiner Form erst in die 1730er Jahre datiert, mit dem vierteiligen Spruch 1 Münster / Es müssen in / deinen Re= / viren 2 Fried / und Eintracht / beständig / Regiren,, 3 Laß dir / O= Gott Clemens / August befohlen / sein,, 4 Schlies auch / in deinen Schutz / Ein hochwürdig / thum Capitel / ein Der 1976 aus dem Würzburger Kunsthandel angekaufte Pokal ist wahrscheinlich in Sachsen geblasen (wohl in der Glücksburger Hütte, der Querfacettschliff war eine Spezialität Dresdener Glasschleifer), könnte den Spruch aber auch erst in Westfalen eingeschnitten erhalten haben. Der Spruch spiegelt die Erwartungen der Untertanen und der einheimischen Eliten und nennt auch die wahrscheinlichen Benutzer: münsterische Domkapitulare.
Gerd Dethlefs
Stollberg-Rilinger, Barbara (Hg.) / Krischer, André (Bearb.): Das Hofreisejournal des Kurfürsten Clemens August von Köln 1719–1745, Siegburg 2000, S. 62 (15. Juli 1721: Bankett wegen der Papstwahl), 65 (6.8.1721: Geburtstag des Kurprinzen von Bayern), 68 (12.12.1721: Namenstag des bayrischen Kurfürsten), 87 (27.2.1724: offene Tafel in Münster wegen der Wahl zum Fürstbischof von Hildesheim), 91 (9.5.1724 erster Spatenstich zum Max-Clemens-Kanal), 209 (Bericht zur Huldigung in Münster 15.12.1719), 95 (7.8.1724 Gesundheitsgläser im Einsatz bei der Huldigungsfeier in Arnsberg), 215 (Huldigung in Paderborn 23. April 1720, mit Erwähnung des „Gesundheits-Wünschens“, aber ohne das Trinken).