Anna Blume Mahlzeit II, 9-teilige Sequenz, Nr. 7, 1989
Das seit den 1980er-Jahren zusammenarbeitende Künstlerkollektiv Anna und Bernhard J. Blume (*1937 sowie 1937–2011) gehört zu den bedeutendsten Vertretern der inszenierten Fotografie in Deutschland. In ihren großformatigen Fotoserien in Schwarz-Weiß schildern die Blumes, in Anlehnung an das popkulturelle Medium der Fotoromane, Erlebnisse aus der kleinbürgerlichen Lebenswelt. Die Künstler selbst sind Regisseure und Darstellende ihrer oft grotesken Fotogeschichten, die durch Unschärfen, schräge Perspektiven und abgeschnittene Bildgegenstände zuweilen pseudo-dokumentarisch wirken. In der Serie „Mahlzeit“ entwickelt das Mittagessen eines biederen Ehepaares ein beängstigendes Eigenleben: Als übergroße, hell leuchtende Stangen attackieren Kartoffeln das Ehepaar, dessen Alptraum nur durch reinigendes Erbrechen eben dieser Kartoffeln sein Ende findet. Die trügerische Sicherheit des ritualisierten, kleinbürgerlichen Alltags wird hier auf surreale und humorvolle Weise in Frage gestellt.
Kristin Bartels
Westfälische Provinzial Versicherung und LWL-Museum für Kunst und Kultur, Hermann Arnhold (Hg.): Nolde, Kippenberger, Fritsch & Co. in der Sammlung der Westfälischen Provinzial [Ausst. Kat.], Bielefeld 2017.
Leismann, Burkhard (Hg.): Avantgarde aus Westfalen. Die Konrad-von-Soest-Preisträger aus der Sammlung der Provinzial [Ausst. Kat. Kunstmuseum Ahlen], Bremen 2008.
Trescher, Stephan: Anna und Bernhard Blume. Mahlzeit, zweite Fassung von 1989 (Westfälisches Landesmuseum. Das Kunstwerk des Monats, August 1997), Münster 1997.
Rittmann, Annegret: 40 Jahre Konrad-von-Soest-Preis, Münster 1992.
© VG Bild-Kunst, Bonn 2024
Leihgabe aus der Kunstsammlung der Provinzial Versicherung AG, Direktion Münster
Leihgabe aus der Kunstsammlung der Provinzial Versicherung AG, Direktion Münster