Josef Albers Hommage to the Square: Selected, 1959
Josef Albers eigentliche Auseinandersetzung mit der Farbe begann erst nach 1945 in den USA, wo er seit 1933 lebte. Ab 1950 entwickelte er seine Serie der Homage to the Square (Huldigung an das Quadrat), bei der es ihm vor allem um die Wechselbeziehungen zwischen Farben und deren unterschiedlicher Wahrnehmung ging. Dabei arbeitete er mit Farbabstufungen und Kontrasten und stellte zum Beispiel fest, dass eine hellere Farbe eine sie begleitende dunklere Farbe noch dunkler erscheinen lässt, wodurch die Grenze zwischen den beiden Farben noch deutlicher hervortritt. Die Quadrate sollten als neutrale Grundform die Farbwirkungen möglichst wenig beeinflussen. Sie waren »die Tabletts, auf denen die Farbe serviert wird«, so Albers. In den stets gleich angelegten Kompositionen ist die Farbe unvermischt aus der Tube mit dem Spachtel aufgetragen. Die Quadrate sind die Plattform, auf der sich die Wechselwirkungen der Farbe – Komplementärkontraste, Simultankontraste und Nachbilder – entfalten. Neben optischen interessierten Albers auch räumliche Phänomene wie Transparenz oder Schichtung. Der in Bottrop geborene Albers gehört zu den wichtigsten Künstlern Westfalens. Schon früh, noch während seiner Tätigkeit als Volksschullehrer, setzte er sich mit künstlerischen Problemen auseinander und malte bereits 1913 sein erstes abstraktes Bild. Anregungen erhielt er vor allem ab 1920 in seiner Zeit am Bauhaus durch die experimentelle Arbeit mit verschiedenen Materialien. Albers hat wesentlich zur Erweiterung der Sehgewohnheiten innerhalb der Kunst beigetragen und vor allem als Lehrer in den USA die amerikanische Malerei der 1960er und 1970er Jahre entscheidend beeinflusst. Sein Lehrwerk Interaction of color (Interaktion der Farben) aus dem Jahr 1963 revolutionierte den Kunstunterricht und die Kunsttheorie. Von der konsequenten inneren Ordnung, die das Schaffen von Albers beherrscht, zeugen in der Sammlung des Landesmuseums mehrere Beispiele: neun Gemälde aus der Serie Homage to the Square sowie die Arbeit Strukturale Konstellationen – Zwei Supraporten, die er 1969/70 entwarf und 1972 für die Eingangsseite des erweiterten Neubaus ausführte. Geschenke und Ankäufe seiner Werke bildeten die Grundlage für einen neuen Sammlungsschwerpunkt konkreter und konstruktiver Kunst in den 1960er Jahren, womit Albers entscheidend die Sammlungsgeschichte des Hauses prägte.
Tanja Pirsig-Marshall
Jenny Katharina Hoedemaker: Josef Albers (1888-1976), Homage to the square: Selected, 1959. (LWL-Museum für Kunst und Kultur, Westfälisches Landesmuseum. Das Kunstwerk des Monats, Oktober 2016), Münster 2016. Josef Albers. Werke auf Papier [Ausst. Kat.]. Kunstmuseum Bonn. Köln 1998. Thomas, Karin u. a. (Hg.): Josef Albers. Eine Retrospektive [Ausst. Kat.]. New York, Köln 1988. Josef Albers im Landesmuseum Münster [Ausst. Kat.]. Landesmuseum Münster. Recklinghausen 1971.
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Schenkung des Künstlers
Schenkung des Künstlers
- 1969 erworben durch Schenkung vom Künstler