Deutschland Zeichenbesteck von Franz Arnold Matthias Boner (1723–1813), um 1740 – 1770
Der lederbezogene Kasten enthält zwei Stechzirkel, einen Winkelmesser und ein Zirkelbesteck und weist deutliche Gebrauchsspuren auf. Leider unvollständig, lassen sich doch die fehlenden Instrumente anhand der Aussparungen benennen. Es fehlen ein einfaches Messlineal, ein mit Scharnieren versehendes Parallellineal, runde Tintenfäßchen oder Behältnisse für Graphitstückchen, Holzkohle und Silberstifte sowie ein weiterer Stangenzirkel plus Einsatz. Vor allem aber fehlt das bedeutendste und komplizierteste Instrument, der sogenannte universale Reduktionszirkel. Das Zeichenbesteck konnte 1992 aus der Familie Geisberg erworben werden, die es als ererbtes Familienstück auf den Urgroßvater des Kunsthistorikers Max Geisberg (1875–1943) zurückführte, auf Franz Arnold Matthias Boner (1723–1813), einen Mitarbeiter Johann Conrad Schlauns. Geboren als Sohn des Hofzimmermeisters Franz Bonner (1667–1737) in Bonn, trat Boner nach wohl handwerklicher Ausbildung um 1744 in die münsterische Artillerie ein, stieg 1751 zum Fähnrich, 1766 zum Leutnant auf, wurde 1770 Hauptmann und erhielt jeweils die Beurteilung „zu allem zu gebrauchen“. 1781–1792 lautete die Beurteilung jeweils, er verstehe „die Geometrie, Artillerie, Kriegs- und Civil-Bau-Kunst, auch die Feuerwerkerey“, was er „in Bonn, beym [Artillerie-]Corps, bey Gelegenheiten und durch besonderen Fleiß“ erlernt habe und sei „ein besonders guter Haushalter“, sei also sehr kostenbewusst. Schlaun zog Boner als Zeichner seit etwa 1750 vielfach heran und machte ihn 1768 zum Bauinspektor des Residenzschloss-Baues. Dieses Zeichenbesteck dürfte Boner bei seinen vielen technischen Aufgaben eingesetzt haben.
Gerd Dethlefs
Dethlefs, Gerd: Das Baubüro von Johann Conrad Schlaun. Johann Conrad Schlaun und seine Mitarbeiter, in: Westfalen 74, 1996, S. 1-73, hier S. 35-39.
Schenkung der Baugesellschaft Kortmann, Nordkirchen
Maße
Höhe 14.5 cm Breite 23 cm Tiefe 3.2 cm
Material
Messing, Eichenholz, Samt, Leder Inventarnummer
TG-466 LM Standort
Raum 1.25 Kunstwerk des Monats
KdM_01_1993.pdf