Raul Walch Azimut, 2016
2018 gelangte das umfassende Werkkonvolut „Azimut“ des Berliner Künstlers Raul Walch mit Unterstützung der „Stiftung Sammlung ‚Die Linie‘“ ins Museum. Die mehrteilige Installation besteht aus Drachenobjekten, die in unterschiedlichen Aktionen im öffentlichen Raum im Einsatz waren sowie Fotografien und Farbstift-Zeichnungen, die skizzenhafte Vorstudien zu den Drachen zeigen.
Während mehrerer Griechenlandaufenthalte entwickelte und testete Raul Walch in Workshops „Rescue Kites“. Die Rettungsdrachen sind eine Art von fliegenden Leuchttürmen und können als Sonnenreflektoren zur Orientierung, als Markierung durch die Küstenwache oder für die Lokalisierung und Rettung von Schiffbrüchigen dienen. Realisiert wurden die Rettungskites unter anderem mit Flüchtenden auf ihrem Weg nach Deutschland. Anders als die Menschen, können die Drachen mit dem Wind über die Grenzzäune und den Stacheldraht hinweg fliegen und so zu einem Zeichen der Freiheit und Hoffnung werden. Laut Raul Walch vollziehen die Bewegungen am Himmel eine imaginäre Form der Zeichnung und nähren die Vorstellung, sich unabhängig von Staatsgrenzen frei bewegen zu können. „Azimut" kommt aus dem Arabischen und bedeutet „Pfade". In der Astronomie bezeichnet der Begriff den Winkel zwischen der Meridianebene und der Höhe eines Gestirns definierenden Vertikalebene. Ob als Weg, Bogen oder Brücke interpretiert, beschreibt „Azimut" Verbindungen von einem Ort zum anderen.