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Adolf Friedrich Teichs Gefangene Griechen von Mamelucken bewacht, 1836
Das Bild zeigt ein auf felsigem Grund lagerndes junges Paar in griechischer Tracht, ein Greis stützt in effektvoller Pose den Arm auf die Quersteine einer säulendurchsetzten Ruine. Ihm zur Seite steht eine junge Frau, gleichsam eine Statue stiller Trauer, das Mädchen zu ihren Füßen blickt in die Ferne. Diese Gruppe wird rechts ergänzt von zwei Mamelucken, waffenstarrenden Bewachern in orientalischen Gewändern, die ganz in ein denkmalhaftes Arrangement eingeschmolzen sind. Die Szene nimmt Bezug auf den Befreiungskampf der Griechen gegen die türkische Herrschaft, der in den Jahren 1821-1829 geführt wurde und den man in ganz Europa mir reger Anteilnahme verfolgte. Griechenland begriff man als Mutterland aller europäischen Kultur und Geistesgeschichte, das nun aber in Trümmern liege, die Griechen als edles, aber unterdrücktes Volk, dem es beizustehen galt. Im politisch durch die „Restauration“ gegängelten eigenen Land wurde in bürgerlichen Kreisen der Wunsch nach Identität, nach politischer Selbstbestimmung und der Überwindung kleinstaatlicher Zerrissenheit formuliert und diskutiert. Das Bild griechischer Unfreiheit kann man somit auch als eine Formel für Freiheitssehnsucht werten. Unter diesem Aspekt hatte Teichs` Gemälde, auch wenn es sieben Jahre nach dem Ende des griechischen Befreiungskampfes gemalt wurde, für die Zeitgenossen nichts an Aktualität verloren. Der Maler wurde 1812 in Braunschweig geboren, studierte auf Anregung Friedrich von Gärtners Architektur und Malerei, unter anderem an der Akademie in Düsseldorf, einem Zentrum der Historienmalerei. Es ist sein „Meister-Stück“ zum Abschluss des Studiums. Adolf Friedrich Teichs' Gemälde steht heute für diese Zeit, in der man sich, patriotisch und romantisch bewegt, als Teil einer geistigen europäischen Gemeinschaft fühlte.
Niels Reidel
Gerd Dethlefs: Griechenland. Der Traum von Klassik und Freiheit, in: Hermann Arnhold (Hrsg.): Orte der Sehnsucht. Mit Künstlern auf Reisen (Ausst. Kat. LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Münster). Münster 2008, S. 178-191, hier S. 188. Gerhard Langemeyer: Adolf Friedrich Teichs: Die gefangenen Griechen, in: Westfalen 55,1-2, 1977, S. 162-166.
Leihgabe des Westfälischen Kunstvereins
Maße
Höhe 185.5 cm Breite 247.5 cm
Material
Öl, Leinwand Inventarnummer
332 WKV Standort
Raum 1.29 Kunstwerk des Monats
KdM_04_1987.pdf