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Pierre Soulages Peinture, 163 x 181 cm, 17 Décembre 2004, 2004
Maßgeblich für die ungegenständliche Kunst des Franzosen Pierre Soulages ist nicht die Abbildung von etwas. Er lehnt jeden Bezug seiner Malerei zur Alltagswelt radikal ab. Schon in der Betitelung seiner Werke vermeidet er es, Anlass für inhaltliche Interpretationen zu geben: Sie tragen als Titel einfach das Datum ihrer Fertigstellung. Pierre Soulages abstraktes Werk ist vor allem der Farbe Schwarz gewidmet. Schwarz, das ist für Soulages pure Negation, gravitätisch, evident und radikal in ihrer Wirkung. Schwarz hat als »unbunte Farbe« eine besondere Stellung, die sie von allen anderen Farben abhebt. Sie erzeugt den stärksten Kontrast zu anderen Farben und hat dadurch eine ganz besondere Präsenz. Soulages bringt die Farbe mit groben Bürsten, Besen oder Holzstangen auf, sodass die Oberfläche der pastos aufgetragenen Farbe zusätzlich durch Rillen und Furchen modelliert wird. In früheren Werken wird oftmals noch der Farbauftrag des Hintergrundes sichtbar, der in einer helleren, oft roten Farbe ausgeführt ist. In späteren Werken beschränkt sich Soulages immer stärker auf ausschließlich schwarze Farbflächen, die in vertikalen und horizontalen Strukturen ineinander verschränkt sind. In der exakten Komposition der Flächen wird deutlich, dass er dabei keinem expressionistischen Impuls, also einem spontanen Auftrag der Farbe, nachgibt, sondern ein im Voraus bedachtes und sorgfältig geplantes Konzept ausführt. Auf der unterschiedlich bearbeiteten Fläche der schwarzen Farbe entstehen auf diese Weise vielfältige helle und dunkle Flächen, da das natürliche Licht auf verschiedenartige Weise reflektiert wird. Durch die Struktur der Oberfläche beginnt das Licht, auf der Bildfläche zu vibrieren. Das Licht wird somit zu einem grundlegenden Element seiner Bilder, obwohl er ausschließlich mit einer Farbe arbeitet, die im physikalischen Sinne die Abwesenheit von Licht bezeichnet. »Ich male mit Licht« ist einer der bekanntesten Sätze von Pierre Soulages. Pierre Soulages bezeichnet das Schwarz seiner Bilder daher als »Outrenoir«, was so viel wie »jenseitiges Schwarz« bedeutet. Das Schwarz verbindet sich für Soulages mit dem Licht zu einer neuen Dimension, zu einem mentalen Feld, wo Licht, Zeit und Materie ineinander verwoben werden. Dem Künstler geht es um die abstrakte Fläche, in die der Betrachter hineingezogen wird und die in ihrer Präsenz eine vollkommen eigene Realität darstellt – die Realität der Kunst.
Melanie Bono
Chassey, Éric de, u. Sylvie Lecoq-Ramond (Hg.): Soulages XXIe siècle [Ausst. Kat.]. Paris 2012 Arnhold, Hermann (Hg.): Pierre Soulages, peinture (162 x 181 cm), 17.12.2004. Mit Texten von Pierre Soulages. Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Münster 2006.
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Maße
Höhe 163 cm Breite 181 cm
Material
Acryl, Leinwand Inventarnummer
2295 LM Standort
Raum 2.16