


Georg Schrimpf Selbstbildnis, 1919
Mit frontalem Oberkörper sitzt uns der im Anzug gekleidete Künstler Georg Schrimpf auf seinem Selbstbildnis gegenüber und blickt uns mit großen Augen an. Seine rechte Hand hat er auf seinem Bein abgestützt, der linke Arm liegt auf einem Tisch. Zudem ist ein schmaler Pinsel, den er in seiner linken Hand hält, am unteren Bildrand zu sehen. Auch wenn sein Blick noch etwas nachdenklich und verunsichert wirkt, definiert sich Schrimpf, der 1915 autodidaktisch in Berlin anfing zu malen, durch dieses Detail als Maler und reiht sich in eine lange Tradition von Künstlerselbstbildnissen ein.
Was wir nicht mehr auf dem Gemälde sehen, ist ein Bild seiner Ehefrau Maria Uhden. Dies befand sich als Bild im Bild in der rechten oberen Bildecke und wurde zu einem späteren Zeitpunkt von Schrimpf übermalt. Maria Uhden, die Schrimpf 1917 heiratete und im selben Jahr mit ihm nach München ging, stirbt 1918 mit gerade einmal 26 Jahren an den Folgen der Geburt des gemeinsamen Sohnes Markus.
Möglicherweise übermalte der Künstler das Bild im Bild, um das Gemälde seinem sich entwickelnden Stil anzupassen, der sich durch eine „sachliche Schlichtheit“ (Graf 1921, zit. in. Ausst.-Kat. Murnau 2019) auszeichnet. Das Gefühl des in der Welt „Alleingelassenwordenseins“ nach dem Tod seiner Frau können wir anhand der kahlen, abweisend wirkenden Häuserwänden nachempfinden, die wir links im Fenster hinter dem Künstler sehen.
Julia Wiehenstroth
Uhrig, Sandra / Ickerott-Bilgic, Christine: Mein Freund, der Maler. Oskar Maria Graf und Georg Schrimpf [Ausst.-Kat. Schloßmuseum Murnau 2019], Murnau 2019, S. 20, Farbabb. S. 21.
Erich, Franz (Hg.): Die Zeit der Betrachtung. Werke der Moderne bis 1945, Bestandskatalog, Münster 1999, S. 166, Farbabb. S. 167, S. 168.
Storch, Wolfgang: Georg Schrimpf und Maria Uhden. Leben und Werk, Berlin 1985, Abb. S. 90, S. 211.
Erich, Franz (Hg.): Die Zeit der Betrachtung. Werke der Moderne bis 1945, Bestandskatalog, Münster 1999, S. 166, Farbabb. S. 167, S. 168.
Storch, Wolfgang: Georg Schrimpf und Maria Uhden. Leben und Werk, Berlin 1985, Abb. S. 90, S. 211.
- - o. J. Ludwig Coellen, Berlin - […] - 1961 Leo Spik Kunstversteigerungen, Berlin - seit 1961 LWL-Museum für Kunst und Kultur, Münster, erworben von Leo Spik Kunstversteigerungen, Berlin
Maße
Höhe 64.5 cm Breite 46.5 cm
Material
Öl, Leinwand Inventarnummer
1066 LM Standort
Raum 2.10