Oftmals bewegen sich Tobias Rehbergers farbintensive Arbeiten zwischen Installation, Design, Gebrauchskunst und subtiler Gesellschaftskritik. 2014 lenkte er mit seinem Projekt „The Moon in Alabama“ Aufmerksamkeit auf das mit Leerstand und Kriminalität kämpfende Bahnhofsviertel Münsters. Hier gestaltete Rehberger elf der grauen Schaltschränke in bunt leuchtende Skulpturen um. Für deren visuelle Erprobung fertigte er eine Reihe von Modellen an, von denen sich heute eines in der Sammlung der Westfälischen Provinzial Versicherung befindet.
Um die Kästen herum wuchern mal gebogene, mal verknotete und oftmals mit leuchtend farbigen Mustern lackierte Rohrformationen, an deren Endpunkten eine große, runde Laterne die Umgebung bei Nacht erleuchtet. Mit den Rohrgeflechten kehrt Rehberger das Innere der Schaltschränke nach außen und lässt die in den Kästen verborgenen Kabel und Schaltkreise aus ihnen heraus und an die Oberfläche treten. Schaltkästen, wie man sie überall in der Stadt finden kann, sind unabdingbar für unsere tägliche Kommunikation und stellen den Zugang zu Telefonnetz und Internet sicher. Dieses Moment der Kommunikation greift die Intervention im Analogen wieder auf: Die Rohrgeflechte dienen keinem ästhetischen Selbstzweck, sondern formieren sich zu Sitzgelegenheiten und Orten des Verweilens im städtischen Trubel. Durch die Transformation der grauen Kästen in bunte Blickfänge schuf Tobias Rehberger nicht nur visuelle Anziehungspunkte, sondern lud die Passant:innen dazu ein, neue Perspektiven auf das Bahnhofsareal einzunehmen.

© Tobias Rehberger
Leihgabe aus der Kunstsammlung der Provinzial Versicherung AG, Direktion Münster