![](https://api.lwl-museum-kunst-kultur.de/?command=getcontent&server=images&value=P0024LM_2014.jpg&width=1200&height=1200)
Gottfried Laurenz Pictorius Schloss Nordkirchen - Idealansicht der Gesamtanlage von Norden, um 1698/1699
Nachdem er das Adelsgut Nordkirchen von den Erben der Erbmarschallsfamilie Morrien 1693 angekauft hatte, ließ der münsterische Fürstbischof Friedrich Christian von Plettenberg (1644–1706, reg. ab 1688) ab 1698 von seinem Ingenieur Gottfried Laurenz Pictorius eine Umgestaltung und unter Beratung niederländischer Architekten einen Neubau planen. Der erste, spätestens wohl 1699 vorgelegte Entwurf ist nach diesem Plan aus dem Archiv des Architekten bekannt und blieb unrealisiert. Er zeigt die trapezförmige Anlage des dann 1703 abgebrochenen Renaissanceschlosses der Morrien zu einem Rechteck begradigt. Im Zentrum in der Gräfte das dreiflügelige Herrenhaus mit engem Ehrenhof und einem dreiachsigen, von Fassaden italienischer Renaissancekirchen abgeleiteten dreigeschossigen Giebel, flankiert von zwei großen jeweils vierachsigen Pavillons und seitlichen Ziergärten, dem ein breiter, von zweigeschossigen Nutzbauten für Ställe und Remisen gesäumter Hof vorgelagert ist. Hinter der Gräfte des Herrenhauses erstreckt sich ein großer Garten mit seitlichen Orangerien und einem breitgelagerten Gartenpavillon. Die Einzelformen der Bauten folgen, abgesehen vom Mittelgiebel, den Formen des niederländischen Barockklassizismus. Die Ansicht ist von Pictorius signiert und offenbar als Stichvorlage angelegt, die aber nie ausgeführt wurde. Um 1702 legte Pictorius dann die endgültige Planung, dann ab 1703 realisierte Planung vor. Bis 1718/34 entstand das prächtigste Barockschloss Westfalens.
Gerd Dethlefs
Karl Eugen Mummenhoff: Schloss Nordkirchen, 3. Aufl. hg. und überarb. von Gerd Dethlefs. München 2012, S. 43-47.
Schenkung des Vereins für Geschichte und Altertumskunde Westfalens Abteilung Münster e. V.