François Morellet A la Francaise (Encore une fois): Kreis, Quadrat und Dreieck, 1987
François Morellet ließ 1987 in regelmäßigen Abständen rote Backsteine bündig in den Boden ein. Sie verbanden sich zu Linien, die im Schlossgarten, Wege und Wiesen durchschneidend, geometrische Formen bildeten: einen Kreis, ein Quadrat und ein Dreieck. 1987 wurden die Backsteine ohne Fundament im Boden verlegt, was auch nach dem Ankauf der Arbeit nicht geändert wurde. So konnten Naturkräfte die Steine aus ihren Positionen lösen: Einige sind im feuchten Boden versunken, andere wurden vom Frost nach oben gedrückt und zerschlugen im folgenden Frühjahr die Schneidewalzen der Rasenmäher. Deutlich sind heute noch Teile des Kreises in der geteerten Zufahrt zum Gebäude Schlossgarten 3 zu sehen. In Morellets Œuvre gibt es immer wieder Werke, die auf Architektur Bezug nehmen und durch die Betonung einzelner Elemente deutlich machen, dass die gebaute Welt bei aller Komplexität auf basalen Elementen fußt. In seiner Arbeit für die Skulptur Projekte 1987 bezog Morellet auch eine historische Dimension in seine Konzeption mit ein. Der Schlossgarten, heute ein Landschaftspark nach englischem Vorbild, war ursprünglich als formaler Garten in französischem Stil geplant, mit geometrischen Parterres, symmetrischen Heckenwegen und einer Fontäne in einem kreisrunden Becken. Während die Landschaftsplaner Mitte des 19. Jahrhunderts mit ihren vermeintlich naturnahen Plänen die geometrischen Anordnungen ihrer Vorgänger ersetzten, zeichnete Morellet streng geometrische Formen in einen Plan des Landschaftsgartens ein. Diese ,französischen‘ Formen wurden als Linien aus Backstein, einem für die Region typischen Baumaterial, im Garten realisiert – für Morellet ein amüsantes Spiel mit historischen Überlagerungen, das zugleich den gegenwärtigen Zustand betont.
Eckhard Kluth
Skulptur-Projekte 1987