Alexander Michelis Westfälische Landschaft, 1849
Der Sohn des münsterischen Zeichenlehrers und Graphikers Franz Michelis d.Ä. (1762–1835) studierte an der Düsseldorfer Kunstakademie bei Johann Wilhelm Schirmer (1807–1863) Landschaftsmalerei und arbeitete in Düsseldorf, bis er 1863 als Professor an die Akademie nach Weimar ging. Sein Gemälde zeigt einen Bachlauf zwischen dürren Sanddünen; im Hintergrund ist ein Gehöft an einem Wäldchen zu erkennen – eine Landschaft, wie man sie im Münsterland nördlich der Ems findet. Das Gras ist dürre, wenige Pflanzen noch grün, der zentrale Baum gefällt und nur ein Baumstumpf übrig, dahinter ein toter Baum an maroden Zäunen. Nicht eine liebliche, landschaftliche Idylle, eine Landschaft als heiler Zufluchtsort ist hier gemeint wie auf vielen anderen Bildern des Malers. Es liegt nahe, hier ein Spiegel seiner auch politischen „Welt“ zu vermuten: im Jahr nach dem Scheitern der Revolution, die mit der Hoffnung auf eine parlamentarisch mitbestimmte deutsche Nation 1848 begonnen hatte. Die Landschaft drückt „die Resignation vor einer Welt aus, die ihm kaum noch Raum für die Ausbildung einer hoffnungsvollen Zukunft zu bieten scheint“ (Helmut Knirim). Jedoch: sprießt neben dem toten Baum nicht schon ein junger? Ein Mann immerhin ist im Bild dabei, doch er scheint sich im Schilf zu verstecken, und es passt dazu, dass die einzige Lebensregung ein Fischreiher am Bachrand ist, der Fische jagt – die Verfechter der Revolution werden verfolgt.
Gerd Dethlefs
Reininghaus, Wilfried / Conrad, Horst (Hg.): Für Freiheit und Recht. Westfalen und Lippe in der Revolution 1848/49 [Ausst.-Kat. Galerie Die Welle, Iserlohn 1999 /Historisches Museum, Bielefeld 1999 / Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Münster 1999], Münster 1999, S. 255, Nr. 202.
Maße
Höhe 40 cm Breite 68 cm
Material
Öl, Leinwand Inventarnummer
543 LM Standort
Raum 1.30