Caspar Merian Ansicht von Münster vor und während der Belagerung von 1657. Aus: Theatrum Europaeum Bd. VIII, Frankfurt/Main 1663, o. J. (um 1662/63)
Im Sommer 1657 spitzte sich der Konflikt zwischen der Stadt Münster und ihrem Stadtherrn, dem Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen (1606–1678), zu einem offenen Krieg zu. Der Fürst hatte 1654 von der Stadt verlangt, seine Truppen aufzunehmen und in die Bürgerhäuser einzuquartieren; der Stadtrat weigerte sich, da er seit dem Hochmittelalter die Militärhoheit besessen, die Stadtbefestigung unterhalten und die Bürgerschaft die Stadt selbst verteidigt hatte. Der Kaiser gab 1656 dem Bischof recht – der Regensburger Reichstag hatte 1654 die Landesverteidigung zur Aufgabe der Fürsten gemacht und die Untertanen, Stände und Städte, zur Unterhaltung des fürstlichen Militärs verpflichtet. Nach dem Tod des Kaisers am 2. April 1657 suchte der Fürstbischof vollendete Tatsachen zu schaffen und begann im August die förmliche Belagerung und Beschießung Münsters: das ist auf dem Blatt dargestellt. Zwei Monate verteidigte sich die Stadt erfolgreich – und es gelang ihr, die benachbarte Republik der Niederlande zu mobilisieren, die an der Grenze ein Heer aufmarschieren ließ. Am 21. Oktober 1657 schlossen Stadt und Bischof daraufhin auf Haus Geist südlich von Münster einen Vertrag, der die Aufnahme bischöflicher Soldaten regelte, die allerdings auch dem Stadtrat einen Treueid zu leisten hatten – der Bischof hatte seine Ansprüche also nicht durchsetzen können. Erst 1659 verwarf der Kaiser die Argumentation der Stadt und bestätigte die bischöflichen Rechte. Weil die Niederlande einen offenen Krieg scheuten, musste die Stadt nach erneuter neunmonatiger Belagerung 1661 endgültig kapitulieren und verlor wesentliche Selbstverwaltungsrechte. Der Bischof setzte die „Souveränität“, die der Westfälische Frieden den Fürsten zugebilligt hatte, damit durch. Auch andere Städte erlitten dieses Schicksal; während Köln, Bremen und Hamburg mit kaiserlicher Hilfe ihre Freiheit behaupteten, unterlagen Erfurt 1664, Osnabrück 1665 und Braunschweig 1671.
Gerd Dethlefs
Dethlefs, Gerd: Kampf um Münster 1657. Faksimile des Belagerungsplanes "ABRIS DER MVNSTERISCHEN BELEGERUNG" [Ausst.Kat. Stadtmuseum Münster]. Münster 1990, S. 6-15 Kohl, Wilhelm: Christoph Bernhard von Galen. Politische Geschichte des Fürstbistums Münster 1650–1678. Münster 1964, S. 59-161.
Maße
Höhe 35.1 cm Breite 75.4 cm
Material
Papier Inventarnummer
K 52-47 LM Standort
Raum 1.21