August Macke Farbige Formen I, 1913
Nachdem August Macke die Delauney–Ausstellung im Gereonsclub in Köln gesehen hatte, entstanden im März 1913 eine Reihe von Zeichnungen und Skizzen, die ohne jede Orientierung an Gegenständlichkeit waren. Der Ausdruck dieser Werke war auf das Wirken von Farbe und Form begrenzt. "Farbige Formen I" ist eine von insgesamt vier Fassungen, die der Künstler in Öl auf Pappe beziehungsweise Holz malte. Auslöser für diese Farbstudien waren Delaunays Fensterbilder, durch die Macke angeregt wurde, sich erneut mit Farbtheorien auseinanderzusetze – wie ein in Öl gemalter Farbkreis zeigt. Die Darstellung von "Farbige Formen I" basiert auf den Farben Rot, Orange, Gelb, Grün, Blau und Violett. Diese Farben bedeuten wie bei Delaunay das in Einzelteile zerlegte Licht. Zum Kreis geordnet und mit der jeweiligen Nachbarfarbe gemischt, ergeben sich spannungsvolle Abwandlungen, unter anderem Rotorange, Gelborange, Gelbgrün, Blaugrün, Blauviolett und Rotviolett. Diese zwölf Farbtöne hat Macke in ein schwingendes Gefüge aus Linien und Licht zusammengefügt und mit den beiden Nichtfarben Schwarz und Weiss, deren Ausdruckskraft er durch Mischen abgeschwächt hat, verbunden. Ungegenständliche Werke sind im Schaffen des Künstlers eher eine Ausnahme. Sie dienten ihm vor allem dazu, die bei diesen Experimenten gewonnenen Erkenntnisse über die Wirkung von Form und Farbe für seine Hauptwerke zu nutzen. Neben dieser Thematik der Farbwirkungen, interessierte den Künstler bei diesen Arbeiten aber noch eine andere Frage: Die Verwandtschaft von Musik und Malerei, die Möglichkeit mit Farben und Formen eine dem Klang der Noten vergleichbare Wirkung zu erzeugen. „Alle Linien (bzw. Melodie) bestimmt die Folge der Farben (bzw. Klänge), so schrieb er im Dezember 1910 an Franz Marc. "Farbige Formen I" baut auf einer konkreten, farbtheoretischen Grundlage auf, die die Darstellung in eine genau kalkulierte Harmonie von Kontrasten, farbigen Spannungen und Entspannungen aufteilt.
Tanja Pirsig-Marshall
Heiderich, Ursula: Werkverzeichnis der Gemälde, Stuttgart 2008.
Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte (Hg.): August Macke und die frühe Moderne in Europa (Ausst.-Kat. Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Münster 2001 / Kunstmuseum Bonn 2001/2002 ), Ostfildern 2001.
Möller, Magdalena M.: August Macke, Köln 1988.
Erworben mit Unterstützung der Kulturstiftung der Länder, der Ernst von Siemens Kunststiftung, gefördert durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW und die Freunde des Museums für Kunst und Kultur Münster e. V., 2018
- 1914–2018 Nachlass des Künstlers
- 1981–2018 als Leihgabe im LWL-Museum für Kunst und Kultur, Münster
- 2018 erworben mit Unterstützung der Kulturstiftung der Länder, der Ernst von Siemens Kunststiftung, gefördert durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW und die Freunde des Museums
Maße
Höhe 53.1 cm Breite 38.5 cm
Material
Öl, Pappe Inventarnummer
1610 LM Standort
Raum 1.31