Ellsworth Kelly Black and White, 1992
Die Auseinandersetzung mit den Farben Schwarz und Weiß durchzieht das Œuvre Ellsworth Kellys gleichsam wie ein roter Faden: 1949 markiert er mit „Plant I“ und „Plant II“ ein Paar schwarzer und weißer Pflanzensilhouetten. Dies war der Ausgangspunkt für die Entwicklung einer eigenständigen abstrakten Formensprache, die Kelly im Laufe seiner über sechzigjährigen Künstlerlaufbahn kontinuierlich weiterentwickelt hat. Dabei ging er stets intuitiv vor und wählte seine Farbkombinationen, im Gegensatz zu z.B. Josef Albers, nicht auf Grundlage theoretischer Überlegungen aus. Als einer der Hauptvertreter der Kunstrichtung Hard Edge bzw. der Farbfeldmalerei hat sich Kelly frühzeitig vom traditionellen Tafelbild gelöst und es auf seine wesentlichen Merkmale reduziert: Form und Farbe. „Black and White“ von 1992 ist in seiner äußersten Reduktion auf ein scharf kontrastierendes schwarzes und weißes Quadrat eine spitz formulierte Absage an die Komplexität des Tafelbildes, der Kelly sich mit der unmittelbar erfassbaren Einfachheit seiner Arbeit entgegenstellt. Gleichzeitig bezieht sich das Gegensatzpaar Schwarz und Weiß im Werk des Künstlers aber auch auf den Kontrast von Licht und Schatten, dem in den „Black and White Panels, Münster“ eine zentrale Bedeutung zukommt. Durch die Hängung der Bildträger etwa 12 cm vor, anstatt auf, der Wand ist immer auch der Schatten Bestandteil des Werks. Die Bildträger scheinen zu schweben. Für Kelly stellt der Schatten eine negative Projektion des Werks dar, das durch sein Negativbild in direkten Kontakt mit dem umgebenden Raum und der Architektur tritt und so die Trennung zwischen Bild- und Realraum aufhebt.
Haus der Kunst München (Hg.): Ellsworth Kelly. Schwarz & Weiß, Ostfildern 2011.
Erich Franz: Black and White Panels, Münster, 1992 (Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster. Das Kunstwerk des Monats, Juli 1995), Münster 1995.
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