Friedrich Carl de Hosson Kniebildnis Maria Anna von Galen (1752–1829) als Kind, um 1757
Das Bildnis wurde 1997/2002 von der Familie von Galen erworben, zusammen mit gleichzeitig entstandenen Porträtgemälden der Eltern und der Brüder des Mädchens. Das Kind ist vor einem baldachinartig drapierten Stoff gemalt, in einem blauen Reifrock mit spitzenbesetztem Leibchen und zweifachen Seiden-Engageants (Ärmel), um den Hals ein Spitzenband und auf den Haaren eine blaue Schleife. Ihre oben streng gebundenen und weiß gepuderten Haare fallen in Locken auf die Schultern. Blau war eine der Modefarben in jenen Jahren; die Familienfarben Rot und Gold sind allerdings in den Brokatstoffen des Hintergrunds erkennbar. Während ihre Brüder ein Pferd führend bzw. mit Jagdgewehr und -hund dargestellt sind – Hinweise auf ihre künftige Laufbahn als Mitglieder der Ritterschaft und adelige Jäger – trägt das Mädchen in einem Leinentuch Blumen und Früchte: es ist dazu bestimmt, in der Blüte seiner Jahre zu heiraten und dann Früchte hervorzubringen – also Kinder zu gebären. Tatsächlich heiratete sie mit sechzehn Jahren 1768 Clemens August Graf von Plettenberg-Nordkirchen (1742–1771), der kurz nach der Geburt des erbenden Sohnes verstarb, und dann in zweiter Ehe 1778 Clemens August Freiherrn von Ketteler zu Harkotten (1751–1815), mit dem sie vier Kinder hatte. Mädchenbildnisse mit Blumen und Früchten sind typisch für die Epoche des Spätbarock bis in die Biedermeier-Zeit hinein.
Gerd Dethlefs
Heitmann, Clemens: Die Familie der Drosten und Erbkämmerer von Galen. In: Jahrbuch für das Oldenburger Münsterland 1974, S. 206-217, hier S. 211. Lorenz, Angelika: Konturen eines neuen Menschenbildes. Zum Wandel des Porträts. In: Gisela Weiß / Gerd Dethlefs (Hg.), Zerbrochen sind die Fesseln des Schlendrians. Westfalens Aufbruch in die Moderne, Bönen 2002, S. 225-239, hier S. 233-234.