Anselm Feuerbach (Maler) Paolo und Francesca, um 1864
Die Geschichte von Paolo und Francesca ist die einer unmöglichen Liebe. Francesca, die Tochter von Guido da Polenta, dem Herrn von Ravenna, war um das Jahr 1275 mit Giannotto Malatesta, dem Herrn von Rimini, vermählt worden, um den Zwist zwischen den Familien Polenta und Malatesta beizulegen. Als Giannotto das Liebesverhältnis zwischen seiner Frau und seinem jüngeren Bruder Paolo entdeckte, ermordete er sie beide. Ehebrecher begegnen Paolo und Francesca in Dantes Alighieris „Göttlicher Komödie“ im zweiten Höllenkreis, wo sie ihre Strafe gemeinsam ertragen und im Schmerz geläutert werden. Erst im fünften Höllenkreis (Vers 127-138) beschreibt Dante das erste Aufkeimen der Liebe zwischen Paolo und Francesca beim gemeinsamen Lesen von Galeotos Roman „Lanzelot und Ginevra“. Anselm Feuerbach fasste um 1857 bei der Lektüre der „Göttlichen Komödie“ den Plan, einmal Francesca da Rimini als Stoff für ein Gemälde zu verwenden. (Brief vom 15.1.1857) Doch erst im Sommer 1863 ging Feuerbach in Rom auf Betreiben des Grafen Schack an die Ausführung. In einem langwierigen Arbeitsprozess entstand ein Gemälde (München, Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Sammlung Schack), das Feuerbach selbst „in seiner anspruchslosen Einfachheit“ als eines seiner besten Werke bezeichnete. Es zeigt die Liebenden als Ganzfiguren und dreiviertel lebensgroß (137 x 99,5 cm) nebeneinander bei der Lektüre sitzend. Auf einer Ölskizze in der Mannheimer Kunsthalle erscheint das im Maßstab kleinere Liebespaar im Gegensinn im Vordergrund einer Parklandschaft. Die Motive des Parks sammelte Feuerbach im Sommer 1857 als Zeichnungen des Gartens des Villa d’Este in Tivoli. Das Gemälde in Münster entstand anscheinend als zweite Fassung der Mannheimer Ölskizze, ihre Eigenhändigkeit ist umstritten.
Judith Claus
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