Jacques Destombe Tapisserie mit zwei Fischreihern, im Hintergrund ein Dorf, um 1710 – 1730
Diese Tapisserie ist die größte eines sechsteiligen Zyklus aus dem Vorbesitz von Christoph Bernhard Graf von Galen zu Assen (1907–2002), fünf erworben 1997; die sechste (307 x 325 cm) wurde 2004 versteigert. Der Vorbesitzer hatte den Zyklus um 1930 auf dem Boden des Galenschen Hofes am Neuplatz in Münster gefunden, aufgerollt und daher relativ farbfrisch; er ließ sie in Haus Assen aufhängen. Alle sechs Wandteppiche sind signiert, und zwar „I. DE TOMBE.“, zwei – auch dieser – zeigen das Wappen der Stadt Lille. Gemeint ist Jacques Destombe / Delatombe in Lille, der seit 1700 in Lille selbständig war, spezialisiert auf Bildteppiche mit Landschaften und integrierten figürlichen Szenen. Nur die reichsten Familien des Landes besaßen derartige Luxusartikel. Ähnliche Zyklen befanden sich in den Festsälen des Merveldter Hofes in Münster, angekauft 1708, und des Schlosses Nordkirchen, dort bestellt 1709 bei der Werkstatt Auwercx, datiert auf 1710 und ausgeliefert 1711, heute leider verschollen. Der Sauerländer Gutsherr und münsterische General Franz Anton von Landsberg (1656-1727) kaufte 1707/08 während des Feldzuges in Flandern bei dem Teppichwirker Ferdinand Brand in Oudenaarde zwei „Kammern“ zu je sechs Teppichen, für rund 1700 Gulden. Den führenden Adelsgeschlechtern Westfalens gehörte auch die Familie von Galen an.
Die sechs Bildteppiche haben eine Gesamtbreite von 23,80 m (392 + 465 + 468 + 536 + 193 + 325 cm). Den ursprünglichen Präsentationsort kennt man nicht, vielleicht die von den Galens um 1725-1727 erbaute Friedrichsburg bei Münster, die Domdechanei (1732-1735) sowie die von der Familie angekauften Adelsgüter. Die Themen der Tapisserien – Landschaften mit jagdbaren Tieren und Staffageelementen – passten in jedes Adelshaus.
Dethlefs, Gerd: Die Tagebücher des Franz Anton von Landsberg (1656–1727) von seiner Kavalierstour und seinen Feldzügen 1675–1711. In: Gunnar Teske (Hg.): Adelige über sich selbst. Selbstzeugnisse in nordwestdeutschen und niederländischen Adelsarchiven (Westfälische Quellen und Archivpublikationen 29), Münster 2015, S. 121-145, hier S. 142-143.
Sotheby’s Amsterdam: The Graf von Galen Collection from Haus Assen, Auktionskatalog AM0928, 5. Mai 2004 Nr. 358.