Thorsten Brinkmann Bertha von Schwarzflug, 2010
Bereits während seines Studiums der Bildenden Kunst in Hamburg begann Thorsten Brinkmann fotografische Selbstporträts aufzunehmen, in denen sein Gesicht in der Überbelichtung verschwindet oder durch engumwickelte Klarsichtfolie deformiert wird. In der Serie „Portraits of a Serial Sammler“, zu der auch „Bertha von Schwarzflug“ (2010) gehört, dienen Gegenstände vom Sperrmüll, Schrottplatz oder Flohmarkt als Requisiten für seine dargestellten Figuren und zum Verschleiern ihrer Gesichter. Die Figuren mit vermeintlich adeliger Herkunft stellt der Künstler selbst dar. In seiner künstlerischen Arbeit, die unterschiedliche Medien wie Fotografie, Installation und Videoperformance umfasst, greift Brinkmann häufig auf Traditionen der Malerei und kunsthistorische Themen zurück. „Bertha von Schwarzflug“ inszeniert Brinkmann im Stil eines barocken Herrscherporträts. Vor schwarzem Hintergrund positioniert er sich mittig in erhabener Haltung im Viertelprofil, den Kopf dem Betrachter zugewandt. Er trägt ein weißes Kleid. Der Kopf ist von einer Ledertasche gänzlich verhüllt. Den linken Arm umschließt ein ebenfalls ledernes Gewehrfutteral. Als Ausdrucksprothesen bezeichnet er die verwendeten Gegenstände mit denen er Leerstellen schafft, die vom Betrachter neu besetzt werden können. Bildaufbau, Haltung der Figur und der Umgang mit dem Licht erinnern an Porträts alter Meister, während die skurrilen Namen für die Figuren seiner Ahnengalerie in dadaistischer Tradition stehen.
Jenny Hoedemaker
Jain, Gora: Thosten Brinkmann, in: Künstler. Kritisches Lexikon der Gegenwartskunst, Ausgabe 108, Heft 22, 4. Quartal 2014, Neu Isenburg 2014.
Brinkmann, Thorsten / Güntner, Mathias (Hg.): Let’s talk about..., Band 7, Hamburg 2013.
Hüsch, Anette (Hg.): Los geht es wieder! Die Sammlung 2011. Extradosi. Thorsten Brinkmann zu Gast in der Sammlung, Kiel 2011.
© VG Bild-Kunst, Bonn 2024
Maße
Höhe 322 cm Breite 211 cm Tiefe 12 cm
Material
Wolle, Fotografie, Eichenholz Inventarnummer
A-1280 LM Standort
Raum 1.22 Kunstwerk des Monats
KdM_08_2015.pdf