Eugen Bracht Die Henrichshütte bei Hattingen, 1912
Schwarz qualmende Schlote, strahlend weißer Wasserdampf, rotglühendes Eisen und ein graubrauner Himmel bestimmen die Farbigkeit, aufgereckte Schornsteine, ein Förderturm und Eisengerippe die Konturen dieses Bildes, das der Landschaftsmaler Eugen Bracht 1912 schuf (Werkverzeichnis 1149), als Vorstudie für ein großformatiges Gemälde, das der Mäzen Joseph Hötte 1913 „seinem“ Landesmuseum schenkte (Inv.Nr. 248 LM). Die Skizze ist spontaner, lebendiger als das Großformat und war bis 2021 in der Schausammlung ausgestellt. Bracht wirkte seit 1902 als Professor für Landschaftsmalerei in Dresden und malte zwischen 1903 und 1913 rund 15 Industriebilder, darunter auch mehrere aus Dortmund. Er äußerte sich dazu: „Was nun die Industriebilder betrifft, so bin ich diesem Gebiete keineswegs genaht, weil es Industrie war, sondern aus koloristischem Triebe; schon lange reizte mich beim Durchqueren der Kohlen- und Eisengebiete die gebrochene Palette der Hochöfen und Montanwerke mit ihren Rauch- und Dampfwolken, die mir ebenso interessant erschienen wie ballendes Gewittergewölk.“ Das 1854 von Graf Henrich zu Stolberg im Zuge eines Gründungsbooms von Eisenhütten gegründete Unternehmen – Eisenbahnbau und Industrialisierung weckten die Nachfrage – gehörte von 1904 bis 1930 zu den Henschelwerken in Kassel, produzierte Schienen, Radsätze und Halbzeuge für die Eisenbahn und wuchs bis 1910 auf eine Belegschaft von 3500 Arbeitern; 1913 waren 78 Koksöfen in Betrieben, zwei Hochöfen und fünf Siemens-Martin-Stahlöfen. In damaliger Wahrnehmung waren Industrie und rauchende Schornsteine ein Ausweis von Prosperität und Wohlstand, die konkreten Arbeits- und Lebensbedingungen der Menschen in den und um die Werke nahm man als selbstverständlich hin. Nicht nur das ist heute Geschichte: 1987 wurde das Stahlwerk geschlossen und Außenstelle des LWL-Industriemuseums.
Gerd Dethlefs
Arnulf Siebeneicker in: Die zweite Schöpfung. Bilder der industriellen Welt vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart. [Ausst.Kat. Deutsches Historisches Museum Berlin 31. Juli bis 21. Oktober 2002], Berlin 2002, S. 225 Nr. 72.
Erworben mit Unterstützung der Freunde des Museums für Kunst und Kultur Münster e. V., 1976
- - bis 1922 Besitz des Künstlers bzw. Nachlass - 28.11.1922 Auktion Rudolf Bangel G.m.b.H., Frankfurt a.M. - [...] - 24.–27.03.1976 Auktion Kunsthaus Carola van Ham, Köln, Nr. 1515 - seit 1976 LWL-Museum für Kunst und Kultur, Münster, erworben durch Schenkung der Freunde des Museums
Maße
Höhe 69 cm Breite 87 cm Höhe 98.7 cm Breite 116.5 cm
Material
Öl, Leinwand Inventarnummer
1404 LM Standort
Raum 2.25- Sonderausstellung Kunstwerk des Monats
KdM_05_1985.pdf